Barfly

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Barfly ist der Film, mit dem man jedem den Wind aus den Segeln nehmen kann, wenn es mal wieder darum geht, das Mickey Rourke doch nur ein Möchtegern ist. Denn was Rourke (9 ½ Wochen, The Wrestler) hier abliefert, ist Weltklasse. Als Charles Bukowskis (der auch das Drehbuch schrieb) Alter Ego Henry Chinaski, gibt der ehemalige Boxer einen versoffenen Schriftsteller, der nur von einem Schnaps zum nächsten lebt. Und das so echt und authentisch, dass man den billigen Fusel förmlich riechen kann.
Henry Chinaski lebt das Leben eines dauerbetrunkenen Pennerpoeten. Der Alltag wird vom Suff, von Schlägereien in der Stammkneipe und schlafen bestimmt. Eines Tages trifft er an der Bar Wanda (nicht minder brillant gespielt von Faye Dunaway, Bonnie und Clyde). Sie, ebenfalls Alkoholikerin, soll mit ihm nun weiter in den Abgrund taumeln. Wäre da nicht die hübsche Verlegerin Tully (Alice Krige, Star Trek – Der erste Kontakt), die eine von Chinaskis Kurzgeschichten veröffentlichen will. Diesem ist das jedoch egal, Hauptsache er hat Fusel. Tully beginnt eine Affaire mit Chinaski, was Wanda zum Ausrasten bringt. Als Tully Chinaski vor die Wahl stellt, entscheidet sich dieser — irgendwie selbstverständlich — für ein Leben im Rausch…

Ein überwältigender Mickey Rourke zeigt, was in ihm steckt, wenn es nur gefordert wird. Ähnlich Brad Bitt im unterschätzten Kalifornia, gibt Rourke den dauer-abwesenden Spinner, dem alles egal scheint. Zwar macht Barfly immer mal etwas zu große Sprünge in der Handlung, so das man sich fragt, wo und wann man gerade ist und feiert doch etwas zu sehr das Leben in der Gosse. Doch ist Barfly ein tragik-komisches Werk voller feinem Humor und deprimierender Schlichtheit. Kameramann Robby Müller (Dancer in the Dark, Ghost Dog) taucht das triste Leben der Trinker und Verlorenen in einen fahlen, schmutzigen Look, der einen den Geruch des stickigen Dunst beinahe schmecken lässt.

Als Grundlage für Regisseur Barbet Schroeder (Die Affäre der Sunny von B.) dienten die Charles Bukowski-Tapes. Eine Sammlung von Interviews, die Schroeder mit Bukowski über Monate aufnahm. Ein leider nur einstündiger, jedoch sehr informativer Ausschnitt befindet sich auf der Bonus-DVD der Special Edition von Barfly. Bild und Ton sind sehr gut und jeder Freund anspruchvollen Kinos sollte nicht zögern und sich die besagte Doppel-DVD zulegen

Barfly

„Barfly“ ist der Film, mit dem man jedem den Wind aus den Segeln nehmen kann, wenn es mal wieder darum geht, das Mickey Rourke doch nur ein Möchtegern ist. Denn was Rourke („9 ½ Wochen“, „The Wrestler“) hier abliefert, ist Weltklasse.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen