Der Preis des Überlebens - De Prijs van Overleven

Das Leben des Häftlings mit der Nummer 42392

Die eintätowierte Häftlingsnummer 42392 war nur die Spitze der Eisbergs, das deutliche Symptom eines Traumas, das das Leben Joops und seiner Familie über Jahrzehnte hinweg prägte: die wahren Wunden waren psychischer Natur. Denn die Erfahrung seines vierjährigen Lageraufenthaltes in Sachsenhausen hat nicht nur den Lebensweg des Vaters, sondern auch seiner Frau und der Kinder in entscheidender Weise bestimmt – die Auswirkungen eines posttraumatischen Stress-Syndroms, wie es extremer kaum sein könnte.
In den sechziger und siebziger Jahren war die Sonderform der posttraumatischen Stress-Syndroms, die ihre Ursache in den Erfahrungen der Konzentrationslager hatte – das so genannte Konzentrationslager-Syndrom – Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Auch der Filmemacher Louis van Gasteren interessierte sich für das Schicksal der Überlebenden und drehte mit dem Film Begrijpt u nu waarom ik huil? (Verstehst du jetzt, warum ich weine?), einen Film über einen Insassen, der noch einmal davongekommen war. Schon damals war deutlich zu spüren, wie sehr die Erfahrung des Lagers das Leben des Porträtierten auch heute noch beeinflusst.

Über all die Jahre war der Regisseur Louis van Gasteren mit der Familie in Kontakt geblieben, und als der Vater Joop im Jahr 2000 starb und seine Asche im Lager Sachsenhausen verstreut werden sollte, entstand der Beschluss, seine letzten Jahre zu rekonstruieren und filmisch festzuhalten, was das Trauma des KZs mit der Familie angerichtet hat. Das Ergebnis ist erschütternd, denn die Familie zerbrach an den Belastungen: Die zwei ältesten Kinder sagten sich ganz von der Familie los und mieden jeden Kontakt mit ihren Eltern, um nicht mehr der alltäglichen Erinnerung an den Schrecken ausgeliefert zu sein. Nur mit großen Mühen gelang es van Gasteren, sie zum Reden beziehungsweise zum Schreiben zu bringen, ihre Erinnerungen tauchen als Briefe im Film auf. Und die Interviews mit der Witwe und dem jüngsten Sohn, der bei seinem Vater geblieben war, zeigen , wie sehr die Erlebnisse des Vaters zu den eigenen geworden waren. So durchlitt etwa der Sohn Alpträume, in denen er selbst Inhaftierter des Lagers war, so präsent waren die Erzählungen Joops.

Der Preis des Überlebens ist ein erschütterndes Dokument, das anhand der Extremerfahrung eines KZ-Insassen zeigt, wie sehr traumatische Erlebnisse im Nachhinein das Leben der Betroffenen und derer Familie formen. Und es ist zugleich ein leidenschaftliches Plädoyer, dass die Gräuel des Nationalsozialismus niemals in Vergessenheit geraten dürfen.

Der Preis des Überlebens - De Prijs van Overleven

Die eintätowierte Häftlingsnummer 42392 war nur die Spitze der Eisbergs, das deutliche Symptom eines Traumas, das das Leben Joops und seiner Familie über Jahrzehnte hinweg prägte: die wahren Wunden waren psychischer Natur.
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