Log Line

Manche Kindergeschichten sind einfach zu gut, um nicht wieder und wieder erzählt zu werden. Auch dieser animierte Spielfilm setzt beim Wunsch des Titelhelden an, väterliche Anerkennung zu erlangen. Bekanntlich hat der Sohn des Wikingerhäuptlings außer Lust auf Abenteuer auf hoher See auch Köpfchen.

Wickie und die starken Männer - Das magische Schwert (2019)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Häuptlingssohn mit Köpfchen

Die Geschichte vom Wikingersohn Wickie, der so gar nicht nach dem Wunsch seines Vaters, des starken Häuptlings Halvar, geraten ist, gehört längst zu den Klassikern der Kinderunterhaltung. Denn was Wickie an Muskelkraft fehlt, macht er hundertfach durch sein schlaues Köpfchen wett, mit dem er die tapferen Wikingerkrieger aus dem Dorf Flake immer wieder aus brenzligen Situationen rettet. Die 1974 gestartete, für das Fernsehen produzierte Zeichentrickserie machte das Ritual des konzentrierten Nachdenkens legendär, bei dem sich Wickie die Nase reibt und am Ende mit einem Fingerschnippen „Ich hab’s!“ ausruft. Auch in diesem Kino-Animationsfilm von Regisseur Éric Cazes, der auch die gleichnamige computeranimierte Fernsehserie von 2014 inszenierte, kommt Wickie auf diese Weise zu seinen zündenden Ideen. Manchmal erscheinen dazu auch die typischen Sternchen um sein Haupt.

Nichts erscheint wirklich neu an dieser Geschichte, die als europäische Koproduktion mit deutscher, französischer und belgischer Beteiligung für den internationalen Markt entstanden ist. Seit Wickie als Held der Kinderbücher des schwedischen Autors Runer Jonsson 1963 das Licht der Welt erblickte, ist seine Entwicklung vom eher stiefväterlich übergangenen Sohn zum Stolz des Häuptlings Halvar in vielen Varianten erzählt worden – so auch im Kino-Realfilm von Michael Herbig aus dem Jahr 2009, der unter der Regie von Christian Ditter 2011 eine Fortsetzung bekam.

Wickie fiebert dem alljährlichen Schützenfest entgegen, für das er sich eine Armbrust gebaut hat. Denn der Sieger des Wettbewerbs wird in die Mannschaft von Halvars Drachenschiff aufgenommen, was der größte Wunsch des Jungen ist. Seine Cousine Ylvi, die mit Pfeil und Bogen perfekt umgehen kann, schießt extra daneben, damit er eine Chance hat. Aber dann erscheint wie aus dem Nichts ein junger, gutaussehender Krieger, der sich als Leif Eriksson, Sohn von Erik dem Roten, vorstellt. Er trifft ins Ziel und wird von Halvar zum Sieger erklärt, noch bevor Wickie zum Zug kam.

Das vierköpfige Drehbuch-Team – Oliver Huzly, Éric Cazes, Sophie Decroisette, Frédéric Lenoir – vermischt verschiedene bewährte Themen und Motive zu einer Abenteuergeschichte, die natürlich mit einer Seefahrt verbunden ist. Halvar hat das magische Schwert seines Erzfeindes, des Piraten Sven dem Schrecklichen, mit nach Flake gebracht. Es kann Dinge und Menschen in Gold verwandeln – und durch ein Missgeschick wird Halvars geliebte Frau Ylva zur Goldstatue. Mit ihr an Bord, sowie den heimlich mitreisenden Wickie und Ylvi, geht es nun auf See zu einer Insel im Norden, so wie es der geheimnisvolle Leif empfiehlt. Denn der sagt, das Schwert gehöre dem Gott Odin und um Ylva zu retten, müsse die Waffe zu den Toren von Asgard, dem Sitz der Götter, gebracht werden. Mit von der Partie ist auch ein munteres Eichhörnchen, das mit dem Schwert nach Flake kam und es bewacht. Wickie mag das Eichhörnchen, Ylvi schwärmt für Leif, das Eichhörnchen mag Leif gar nicht und Wickie findet den fremden Jüngling, der so gut kämpfen kann, wie es sich Halvar von seinem Sohn wünschen würde, auch irgendwie suspekt.

Es stehen Begegnungen mit Sven dem Schrecklichen bevor und der Besuch auf der düsteren Felseninsel, auf der Leif sein Geheimnis enthüllt. Die nordische Mythologie, die sich längst als filmisch ergiebig erwiesen hat und dabei auch Eingang ins Marvel Cinematic Universe fand, wird erneut bemüht. Womit diese Produktion aber am ehesten punkten kann, sind einzelne, oft auch kleinere Einfälle inhaltlicher oder stilistischer Natur. So wird die Pirateninsel als eine Art Vergnügungsstätte dargestellt, wo die Besucher Gelage unter grellbunten Neonlichtern feiern können. Die Animation kann generell überzeugen, gerade weil sie die ikonischen Charaktere im Wesentlichen so zeigt, wie man sie kennt und sich an ihnen nicht kreativ zu beweisen sucht. Ein visueller Höhepunkt und spannender Moment auf der Seereise ist die Begegnung mit den berüchtigten drei Schwestern, die sich als Monsterwellen vor dem Wikingerschiff auftürmen. Sehr nett wirkt der Einfall, die Passagiere einmal wie durch eine Aquariumwand auf die Tierwelt im Wasser blicken zu lassen. Es fehlt an anderer Stelle aber auch nicht an goldenen und andersfarbigen Leuchtstrahlen, die für magisches Brimborium und die Nähe zur Götterwelt stehen.

Die Charaktere wirken jedoch rasch abgehandelt und die Handlung prägt ein ruckartiger Vorwärtsdrang. Dabei kommt auch der Humor zu kurz. Anderes ist Geschmackssache, wie die eigenwillige Musik, die wohl mit Blick auf die internationale Auswertung sowohl Orchesterstücke, als auch aufgedrehte Raufereiuntermalung mit Banjo, sowie Latinjazz, Hip-Hop aneinanderreiht und mit „Hey, hey, Wickie!“ den Titelsong der alten Fernsehserie zitiert. Dem Film fehlt es an zündendem Charme und einer Originalität, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen könnte. Dieser Mangel liegt wohl auch daran, dass so viele verschiedene kreative Teams mit unterschiedlichen Aufgaben an der Produktion mitmischten.

Offenbar wollte man hier nichts falsch machen und eher auf Harmonie, als auf Eigenwilligkeit der Charaktere setzen. Ylvi ist nicht mehr als eine freundliche Begleitfigur, die Wickie unterstützt und das Eichhörnchen bleibt als tierischer Sidekick viel blasser, als es seine grelle Färbung vermuten lässt. Wickie selbst hat zwar Köpfchen, zeigt aber auch mit seinem Kampfesmut, dass er ein guter Wikinger ist. Und er setzt an einem entscheidenden Moment auf die Stärke des Vaters, ohne die es nun einmal nicht geht. Insgesamt bietet der Film also durchschnittliche Unterhaltung, die vor allem die wirklich hartgesottenen Fans dieser Geschichtenwelt als auch Kinder, die mit ihr noch nicht so vertraut sind, interessieren dürfte.

Wickie und die starken Männer - Das magische Schwert (2019)

Nur zu gerne würde Wickie seinen Vater Halvar auf dessen Abenteuern begleiten. Aber Halvar meint, Wickie sei zu jung für das raue Leben der ‚starken Männer‘ an Bord. Dabei hat Wickie noch ganz andere Qualitäten: Er ist ein helles Köpfchen und denkt nach, bevor er handelt! Das Abenteuer beginnt, als Halvar dem Schrecklichen Sven ein magisches Schwert abknöpft. Dieses erweist sich als unkontrollierbar und verwandelt Wickies Mutter Ylva versehentlich in eine Statue aus purem Gold. Wickie ist natürlich wild entschlossen, seine Mutter zu retten und schmiedet zusammen mit seiner Cousine Ylvi einen Rettungsplan. Der junge Krieger Leif, der unerwartet im Dorf auftaucht, und ein ziemlich unkonventionelles Eichhörnchen helfen ihnen dabei. Leif weiß von einer sagenumwobenen Insel, wo jeder Zauber gebrochen werden kann. Die Reise dorthin führt die Gefährten ins „Piraten-Paradies“ und beschert ihnen eine haarsträubende Begegnung mit den gewaltigsten Sturmwellen. Gleichzeitig ist ihnen der Schreckliche Sven immer dicht auf den Fersen…

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen