Eating Raoul

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine Satire aus den frühen 1980ern

Die Kunst, einen witzigen Stoff ebenso zu inszenieren, erscheint mitunter sehr viel komplexer als es den Anschein hat und ist unbeding von jenen Filmen zu unterscheiden, die auf angestrengt lärmende Heiterkeit setzen. Was für manche ein permanenter Brüller mit Kultstatus ist, halten Andere wiederum für geballten albernen Unsinn, und manchmal ist funktionierender Humor auch eng an die gesellschaftlichen Begebenheiten und Ereignisse der Zeit gebunden, zu der er entstand, während einige Grotesken, Satiren und Komödien auch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Inszenierung noch die Zuschauer begeistern können. Die Low-Budget-Produktion Eating Raoul von Paul Bartel stammt aus den frühen 1980er Jahren, und ihr bissig-böser, schamloser Humor traf offensichtlich den Nerv dieser Epoche, denn der Film, der innerhalb von 22 Drehtagen entstand, schlug vor allem beim Publikum in den USA als großer Erfolg ein, was zweifellos nicht zuletzt mit den Seitenhieben auf die junge Ära des damaligen Präsidenten Ronald Reagan zusammenhängt.
Der Weinhändler Paul Bland (Paul Bartel) und seine Frau Mary (Mary Woronov), die als Diätköchin im Krankenhaus arbeitet, sind ein keusches, biederes Paar, das davon träumt, in ländlicher Idylle ein kleines Restaurant zu eröffnen. Doch mit gewöhnlicher Arbeit kommen sie auf keinen grünen Zweig, um das nötige Kapital dafür zu beschaffen, und der Zufall bringt sie auf eine äußerst einträgliche Einnahmequelle, die allerdings den einen oder anderen Mord erfordert und ihre Sexualmoral heftig durcheinander schleudert: Die aufreizende Mary lockt willige Männer in ihr Apartment, die sie dann gemeinsam mit ihrem Gatten schlicht um die Ecke bringt und ausraubt. Als der Schlosser Raoul (Robert Beltran) das Treiben der beiden entdeckt, steigt er mit ins Geschäft ein und sorgt für den Abtransport der Leichen, die er an einen Hersteller von Hundefutter verscherbelt – ein Arrangement, das gut läuft, bis sich Raoul und Mary eines Tages in Pauls Abwesenheit näher kommen. Von nun an setzt Raoul alles daran, Mary für sich zu gewinnen, während Paul den lästigen Nebenbuhler nun so rasch wie möglich ein für alle Mal loswerden will …

Eating Raoul ist eine derbe Satire um Sex, Mord und Kannibalismus, die durch menschen- und besonders frauenverachtende Sprüche und Bilder provoziert und auf den Effekt des empörten Vergnügens über derartige Tabubrüche beim Zuschauer abzielt. Das Tempo der Geschichte ist rasant bis hektisch, und durch sich wiederholende Albernheiten entsteht der Eindruck eines einzigen Klamauks, dessen Spitzen eher sensationsheischerisch als gesellschaftskritisch erscheinen und in den 1980er Jahren möglicherweise noch zündeten, heute aber auch für das überzogene Genre allzu flach und simpel wirken. Doch genau das wird der Teil des Publikums mögen, der den Film als großartig einfach zum Ablachen empfindet, während ebendies und die Defizite in der Dramaturgie anderen Zuschauern wiederum kaum erträglich sein werden.

Eating Raoul

Die Kunst, einen witzigen Stoff ebenso zu inszenieren, erscheint mitunter sehr viel komplexer als es den Anschein hat und ist unbeding von jenen Filmen zu unterscheiden, die auf angestrengt lärmende Heiterkeit setzen.
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