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Mit „Rocky Road to Berlin“ verfilmt Olga Ryashina die Erzählung „Ya, ‚Pobeda‘ i Berlin“ von Kuzma Skryabin als Fish-out-of-Water-Comedy und verspieltes Zeitdokument.

Rocky Road to Berlin (2024)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Dit is Berlin, wa!

Der ukrainische Musiker Kuzma Skryabin alias Andriy Viktorovych Kuzmenko veröffentlichte im Jahr 2006 den autobiografischen Roman Ya, ‚Pobeda‘ i Berlin, in dem er seinen turbulenten Aufenthalt in der deutschen Hauptstadt in den frühen 1990er Jahren beschreibt. Das Drehbuch-Trio Aleksei Komarovsky, Anatoliy Krym und Nina Shulika hat das Werk für die Leinwand adaptiert; die Regisseurin Olga Ryashina hat daraus eine musikdurchflutete Roadmovie-Komödie gemacht.

Im Mittelpunkt von Rocky Road to Berlin steht der junge Sänger und Bassist Kuzma (Ivan Blindar), dessen Rockband in wenigen Tagen ihren ersten Auftritt absolvieren soll. Kuzma zweifelt an sich selbst. Um seiner Freundin Barbara (Maria Stopnyk) zu imponieren und sich selbst das Gefühl zu geben, etwas auf die Reihe zu kriegen, entwickelt er spontan ein Vorhaben: Er will einen günstig erworbenen Pobeda, ein Kultauto des sowjetischen Herstellers GAZ, in Berlin bei einem deutschen Pkw-Sammler gegen einen modernen Mercedes 600 einlösen. Der grellgelbe Wagen ist rostig, klapprig und nur durch reichlich Kurbel- und Schiebearbeit fortzubewegen – aber was soll schon schiefgehen?

Begleitet wird Kuzma von seinem Buddy Bard (Volodymyr Geva). Der muss ein paar Schaufensterpuppen nach Berlin bringen. Die Gründe hierfür erfahren Kuzma und wir erst später; sie werden den Film in ein anderes Genre befördern. Auf dem Weg muss sich das Duo unter anderem mit Grenzbeamten, einem Bullterrier und einem auf ihr altes Gefährt zurasenden Zug auseinandersetzen. In Berlin wird es schließlich nicht weniger chaotisch. In der Kommune, in der sie unterkommen, wird Marx gelesen und viel gefeiert – und im Techno-Club Tresor kommt es zum Drogenrausch. Auch das geplante Tauschgeschäft läuft zunächst nicht so, wie Kuzma sich das im Vorfeld überlegt hatte.

Zuweilen gleitet Rocky Road to Berlin in den Slapstick ab und bedient diverse Klischees über das urbane Leben. Es gelingt der Inszenierung indes, die permanente Verwunderung und die zunehmende Überforderung des Protagonisten stimmig zu vermitteln und dadurch zu verdeutlichen, dass wir hier ein völlig subjektives Bild der Stadt präsentiert bekommen. Mit der Pet-Shop-Boys-Hymne Go West tritt Kuzma seine Reise an – um dann rasch zu merken, dass seine Vorstellungen des kapitalistischen Westens nicht ganz dem entsprechen, was er in Berlin vorfindet. Die Freude über Currywurst, Vintage-Fashion und Schallplatten-Schätze wird dennoch einnehmend eingefangen.

Schön ist zudem, dass Ryashina Songs von aktuellen ukrainischen Musiker:innen einbaut – etwa von Alina Pash, Tvorchi, Wellboy und O.Torwald. Die Musik dient nicht nur als Motivation des Aufbruchs und als stimmungsvolle Untermalung des Geschehens, sondern überwindet Zeit und Raum. Die Adaption einer Musiker-Autobiografie könnte damit wohl nicht treffender umgesetzt werden.

Rocky Road to Berlin (2024)

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Abenteuer des ukrainischen Musiknovizen Kuzma und seines Freundes Bard, die sich in einem rostigen Pobeda auf die Reise nach Berlin machen. Kuzma will das alte Auto bei einem deutschen Sammler gegen einen „Mercedes 600“ eintauschen, um Barbara, in die er verliebt ist, zu beeindrucken. Doch das hektische Nachtleben der deutschen Hauptstadt verwickelt den Helden in unglaubliche Abenteuer, die sein Ziel verändern, seinen Charakter stählen und ihm helfen, sein wahres Ich zu finden. 

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