Müllers Büro

Eine Filmkritik von Mike Swain

Überkandidelt

Die Bezeichnung „Kult“ ist heutzutage ein oft überstrapazierter Begriff. Allzu gerne werfen PR-Strategen schon vor dem Erscheinen eines Films oder einer DVD mit dem Begriff um sich. Umso schöner ist es, einen Film bzw. in diesem Fall eine DVD besprechen zu können, die diese Bezeichnung auch wirklich einmal verdient. Den Müllers Büro trägt wirklich alle Merkmale eines Kultfilms in sich: Wunderbar schräg entfaltet sich vor dem Betrachter eine musikalisch untermalte Detektiv-Story, die man einfach lieben oder hassen muss. 1986 entschied sich die Mehrzahl der Kinobesucher für die erstere Option. Mehr als 400.000 Besucher allein in Österreich machten Niki Lists Film zu einer veritablen filmischen Erfolgsgeschichte, die auch nach Deutschland rüber schwappte.
Der Privatdetektiv Max Müller (Christian Schmidt) zählt nicht unbedingt zu den erfolgreichen Vertretern seiner Zunft. Da nützt ihm auch die Ergebenheit seines Adlatus Larry (Andreas Vitásek) und die Bewunderung seiner Sekretärin Fräulein Schick (Sue Tauber) nichts — was Müller braucht sind Aufträge. Ein lukrativer Fischzug scheint sich anzubahnen als eines Tages die attraktive Bettina Kant (Barbara Rudnik) in Müllers Büro aufkreuzt und ihn mit der Suche nach ihrem verschwundenen Verlobten beauftragt. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der vermeintlich einfache Auftrag nicht so einfach ist. Denn Müller kommt bei seinen Nachforschungen den drei Herrschern der Wiener Unterwelt in die Quere, die im Umgang mit Gewalt nur wenig zimperlich sind und auch seine Auftraggeberin Bettina Kant scheint nicht die zu sein, für die sie sich ausgibt.

Müllers Büro, das ist nicht nur ein Streifzug durch das wienerische Rotlichtmilieu, sondern auch eine Sammlung unzähliger filmischer Zitate. Regisseur Niki List hat sich scheinbar ungeniert bei jedem Film noir und etlichen anderen Werken bedient, um seine Parodie auf die Phillip Marlowes und Sam Spades dieser Welt liebevoll ausgestattet in Szene zu setzen. Gekoppelt mit einer Dosis des weltweit bekannten Wiener Schmähs, ergibt sich ein Gemisch, das trotz all seiner Schwächen eine nahezu fatale Wirkung auf die Lachmuskulatur ausübt. Garniert mit Songs wie „Männer sind wie Marzipan“, die bei jeder passenden und vielen unpassenden Gelegenheit vorgetragen werden, einer Prise Sex und üppigsten Schulterpolstern, macht Müllers Büro schlicht und ergreifend Spaß. Wenn das nichts wert ist …

Müllers Büro

Die Bezeichnung „Kult“ ist heutzutage ein oft überstrapazierter Begriff. Allzu gerne werfen PR-Strategen schon vor dem Erscheinen eines Films oder einer DVD mit dem Begriff um sich.
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