Driftwood

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Missraten

Nach dem recht coolen 2001 Maniacs, nahm sich Regisseur und Co-Autor Tim Sullivan einem Jugenddrama im Stile von Der Unbeugsame und diverser Bootcamp-Filme an. Doch man muss es nüchtern betrachten: Sein Versuch ging gründlich in die Hose. Drehbuch und Regie taugen genauso wenig wie ein Großteil der darstellerischen Leistungen. Würde der Film sich doch wenigstens nicht so ernst nehmen (wie es 2001 Maniacs erfolgreich tat), aber so bleibt nur ein unterdurchschnittlicher Genremix, mit einem völlig missratenen dritten Akt.
David (recht gut; Ricky Ullman) wird von seinen Eltern in eine Art Bootcamp für verhaltensauffällige Jugendliche gesteckt. Nach dem Tod seines Rocker-Bruders an einer Überdosis, quälen ihn Todessehnsucht und Albträume. Im Camp soll er Disziplin und Respekt lernen. Bootcampleiter und ehemaliger Marine „Captain“ Kennedy (overacted, aber lustig; Ex-Wrestler Dallas Page) spielt erst den netten Onkel, nur um schnell klar zu machen, das er hier mit kleinen Rebellen kurzen Prozess macht. Auch die anderen Insassen des Camps, allesamt lebende Klischees aus 1980er Jahre Jugendfilmen, müssen sich vor Kennedys eiserner Faust fürchten. Wer spurt, hat die Möglichkeit aufzusteigen und eine Art Gruppenführer zu werden. Schnell wird David klar, dass hier etwas nicht stimmt, sieht er doch immer wieder den Geist eines Jungen, der vor einiger Zeit in den Sümpfen um das Bootcamp ums Leben gekommen sein soll.

Driftwood lässt sich zunächst gut an, um dann rapide nachzulassen. Plot-Löcher, so groß wie Scheunentore, sind einfach nicht duldbar, wenn sie einem so schamlos vor den Latz geknallt werden. Ein Psychologe, der bereitwillig auf den Vorwurf, er hätte nicht studiert erklärt, dass ein Fließbandarbeiter ja wohl auch kein Ingenieur sei, ist einfach nur peinlich. Und woher weiß David plötzlich, wo die Leiche des verschwundenen Jungen liegt? Warum hat diese Leiche eine Kugel zwischen den Zähnen? Zwischen den Zähnen! So könnte man beliebig weiter machen und es würde immer besser werden. Wird David zum Ende hin ein Instrument des Geistes? Das traurige ist, man könnte theoretisch über einige diese Ungereimtheiten hinwegsehen, wenn Driftwood sich nicht so schrecklich ernst nehmen würde. Es ist einfach nur ärgerlich, was einem hier als Kino verkauft werden soll. Was hat es mit der angedeuteten Inzestnummer zwischen Dad Kennedy und seiner blonden Tochter Myra auf sich? Offensichtlich geht es darum, wie bei einer Fotolovestory auf Biegen und Brechen etwas Sex und nackte Haut einzubauen. Wurden schon die klischeehaften Charaktere erwähnt, die mehr chargieren als agieren? Das schwule Weichei? Der großmäulige Schwarze? Der vom Gewissen geplagte Aufseher? Alles nur heiße Luft.

Es ist traurig, dass wohl Geldgründe für den ganzen Murks mit dem Geist verantwortlich sind, wie der Regisseur im Audiokommentar berichtet. Das rechtfertigt jedoch nicht, dass man einen Film wie Driftwood macht. Einfach ein bisschen länger am Buch arbeiten, hätte einige der genannten Probleme klären und viele der Story-Löcher stopfen können.

Driftwood

Nach dem recht coolen 2001 Maniacs, nahm sich Regisseur und Co-Autor Tim Sullivan einem Jugenddrama im Stile von Der Unbeugsame und diverser Bootcamp-Filme an.
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