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In ihrem Regiedebüt gibt die Schauspielerin Judy Greer Einblick in einen Chaos-Tag in Kalifornien, der sowohl eine Leiche als auch persönliche Sorgen und Job-Schwierigkeiten beinhaltet.

Career Day mit Hindernissen (2017)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Krisen und Chaos

Wer hin und wieder US-Filme und -Serien schaut, wird die 1975 geborene Schauspielerin Judy Greer vermutlich kennen. Sie gilt als Königin der Nebenrollen; 2014 veröffentlichte sie eine Autobiografie mit dem Titel „I Don’t Know What You Know Me From: My Life as a Co-Star“. Mit der schwarzen Tragikomödie „Career Day mit Hindernissen” legt sie ihr Debüt als Regisseurin vor. Sie hat hierfür einen episodisch erzählten Stoff gewählt, der ebenfalls von einem Debütanten stammt: Der etwa sechs Jahre jüngere Gary Lundy stand seit einem kleinen Part in Donnie Darko (2001) ein paar Male vor der Kamera und hat nun seit erstes Drehbuch verfasst.

Die Handlung von Career Day mit Hindernissen trägt sich an einem einzigen Tag und überwiegend an zwei zentralen Schauplätzen in Los Angeles zu. Einer davon ist eine High School, deren Rektorin Nichols (Allison Janney) am frühen Morgen mit dem verstorbenen Gärtner am Rande des Sportfeldes konfrontiert wird. Das ist natürlich ein großer Schlamassel, da die Kinder den toten Mann nicht sehen sollen und sich leider niemand dafür verantwortlich fühlt, den Leichnam abzuholen. So schleppen Nichols und ihr Kollege Pendlehorn (Rob Riggle) den Verstorbenen zunächst einmal ins Lehrerzimmer. Den neuen Schüler Darius (Marcus Eckert) und den Musiklehrer McRow (Anders Holm) plagen derweil ganz andere Probleme: Der junge Darius ist einsam und versucht recht linkisch, die gleichaltrige Patricia (Storm Reid) als Freundin zu gewinnen; McRow wiederum wurde gerade von seiner Freundin verlassen und verfällt in eine depressive Verstimmung.

Patricias verwitweter Vater Daniel (Common) gerät an seinem Arbeitsplatz ebenfalls in einen Konflikt: Die verlagseigene Kaffeemaschine wurde sabotiert – und eine obszöne Notiz wurde am „Tatort“ hinterlassen. Der Firmenleiter Schneedy (Bradley Whitford) beauftragt eine Ermittlung, die Daniel ungerechtfertigterweise den Job kostet. Zu allem Überfluss ist auch noch Daniels Affäre mit der Assistentin Nadine (Jennifer Garner) aufgeflogen, weshalb Daniel Drohanrufe vom Ehemann seiner (Ex-)Geliebten erhält. Wahrlich kein guter Zeitpunkt, um am sogenannten „Career Day“ an der Schule seiner Tochter seinen beruflichen Alltag schildern zu müssen.

Lundys Skript und Greers Inszenierung versuchen trotz durchaus ernster Themen nicht, die Schwere von Werken wie Robert Altmans Short Cuts (1993) oder Paul Thomas Andersons Magnolia (1999) zu erreichen. Vielmehr verleiht der Film jedem traurigen Augenblick stets etwas Absurd-Witziges – und mischt jedem heiteren Moment zugleich etwas Melancholie bei. Dabei gelingen zahlreiche sehr schöne Szenen, etwa ein Gespräch zwischen dem verzagten Darius und einem einfühlsamen Lehrer (verkörpert von John Cho) oder die Auftritte einer maximal arbeitsscheuen Sanitäterin samt Partner (herrlich gespielt von Katie Holmes und Nat Faxon). Die Krisen der Figuren – teilweise privat, teilweise beruflich – werden nicht ins Lächerliche gezogen, gleichwohl fehlt eine gewisse Tiefe. Als Pilotfilm einer Dramedy-Serie wäre Career Day mit Hindernissen überaus vielversprechend; als Kinoerlebnis bleibt das Doppel-Debüt etwas zu skizzenhaft. Es zeigt, dass Lundy treffende Dialoge schreiben und einnehmende Charaktere entwickeln kann, und lässt fraglos erkennen, dass Greer ein Gespür für Situationskomik und Schauspielführung hat; das ganz Besondere, Außergewöhnliche, was das Werk von anderen, ähnlich charmanten Indie-Schöpfungen abheben würde, vermisst man aber.

Ansteckend wirkt jedoch die Spielfreude des Ensembles. Allison Janney ist in ihrer sarkastisch-trockenen Art amüsant wie so oft – und etliche kleine Rollen sind, wie sich das für die Arbeit einer „ewigen Nebendarstellerin“ gehört, überraschend hochkarätig besetzt. So hat etwa Jennifer Garner – meist als (allzu) liebenswürdige Person zu sehen – sichtlichen Spaß an der Interpretation der launenhaften Nadine; und der Auftritt von Nadines wütendem Gatten (dessen Darsteller hier nicht verraten werden soll, da dieser auch in den Credits ungenannt bleibt) bildet einen späten Höhepunkt am Ende eines chaotischen Tages.

Career Day mit Hindernissen (2017)

Im Verlauf eines Tages findet sich eine Gruppe Studenten in Los Angeles in einer seltsamen Geschichte wieder, in der es um Sex, Lügen und Leichen geht.

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