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Wenn junge Leute im Sommer zusammen verreisen, wollen sie in der Regel Spaß haben und das Leben genießen. Lange Partys unter südlicher Sonne führt diese Romanverfilmung aber nicht im Gepäck. Ihre Hauptcharaktere verfolgen zudem weder dasselbe Ziel, noch scheint sie das Glück zu begleiten.

Morgen irgendwo am Meer (2023)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Sommerlicher Roadtrip in Moll

Vier junge Menschen fahren von Deutschland über Frankreich nach Spanien. Es ist Sommer und die Ferne lockt. Konrad (Jonas Kaufmann) hat eine Liste mit den Namen der Städte dabei, wo die Reise Station machen soll. Der letzte Name ist Lissabon. Konrad ist der ehemals beste Freund von Romy (Carlotta Weide), aber das Auto steuert ihr neuer Freund Julian (Louie Betton). Die Verhältnisse sind kompliziert. Bald steigt eine fremde junge Frau namens Nele (Sophia Münster) zu. Julian hat ihr eine Mitfahrgelegenheit angeboten, ohne die anderen zu fragen. Die Spannungen wachsen, während niemand so genau den wahren Grund zu kennen scheint.

Eine durchwachsene Stimmung prägt also  diesen sommerlichen Roadtrip, von dem der erste Spielfilm des Regisseurs und Drehbuchautors Patrick Büchting erzählt. Er basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman von Adriana Popescu. Wie im Genre des Roadmovies üblich, nehmen auch diese vier Charaktere offene Fragen und unerledigte Probleme mit auf die Fahrt, die dadurch automatisch auch der Selbstfindung dient. Romy hat das Abitur geschafft und weiß genau, wie es nach diesem Sommer für sie weitergehen wird: ein Praktikum in Neuseeland, das Studium der Meeresbiologie. Sie will nun einfach unbeschwerte Ferien genießen, die sie, wie nur Konrad weiß, aus einem ganz bestimmten Grund auch besonders nötig hat. Julian dagegen entflieht für ein paar Tage den nervigen Eltern, die ständig wissen wollen, für welche Ausbildung oder welches Studium er sich denn nun entscheidet. Allein: Er weiß es noch nicht.

Diese vier jungen Menschen stehen im Leben an einem Scheidepunkt: Die Welt steht ihnen offen, der Weg in die selbstbestimmte Zukunft nimmt sich aber – außer vielleicht für Romy – noch reichlich diffus aus. Aufbruch bedeutet auch Abschiednehmen – von der Kindheit, vom Elternhaus und von alten Freundschaften. Konrad will, wie sich herausstellt, die Reise nutzen, um mit Romy zu reden, scheut aber zugleich die konflikthafte Auseinandersetzung. 

Nele, die von außen an das Trio herantritt, verkörpert am ehesten die pure Aufbruchstimmung und das Gefühl unbeschwerten Reisens. Sie will Fotografin werden und hat auf der Reise stets ihre Analogkamera griffbereit. Die fröhliche junge Frau ist offen für Abenteuer, für neue Bekanntschaften. Dass sie Konrads Nähe sucht, lässt ihn keineswegs kalt, befeuert aber zunächst nur seinen mitgebrachten inneren Konflikt. Diese vier sehr unterschiedlichen Figuren verbindet ihre jugendliche Spontaneität, die oft unverbindliche, lockere Sprache und häufig auch die Fähigkeit, sich auf den Moment einzulassen. Zu den emotionalen Spannungen erwächst aus der atmosphärischen Leichtigkeit, ohne die ein Sommerfilm keiner wäre, ein gutes Gegengewicht.

Mâcon, Lyon, Saintes-Maries-de-la-Mer, Arles, Lloret und so weiter: Die Reiseroute bietet herrliche Altstädte und wunderschöne Küstenpanoramen. Gedreht wurde in drei Ländern und 14 Städten, mit viel Gespür für malerische Schauplätze und sanftes Abendlicht. Die traurige Geschichte, die Romy und Konrad verbindet, drückt diesem Roadtrip zunehmend ihren Stempel auf und verleiht ihm eine sanfte, auch tröstliche Melancholie. Überdrehter Partytrubel ist auf dieser Reise nicht zu erwarten, er wäre hier auch völlig fehl am Platz. Das Roadmovie kann sich sehen lassen, wenngleich etwas mehr Improvisation und ein lebhafteres Spiel das Unterwegssein noch authentischer abgebildet hätten.

Morgen irgendwo am Meer (2023)

Ein Roadtrip nach dem Abitur ist das Setting dieses Independent-Spielfilms, in dem sich vier von Grund auf unterschiedliche Jugendliche gemeinsam nach Portugal aufmachen, um sich selbst, das eigene Leben und die große Freiheit nach der Schule zu finden. Trotz ihrer angeknacksten Freundschaft kann Konrad Romy überreden, in den Sommerferien mit ihm ans Meer zu fahren. Als zu dem Roadtrip auch Romys Freund Julian und die unbekannte Nele dazustoßen, befürchtet Konrad, dass die Reise eine Schnapsidee war. Den anderen aber stellt sich die Frage: Warum will Konrad eigentlich nach Lissabon?

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