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Zwei Berliner erkennen während der Corona-Zeit, dass das Leben in der Stadt einfach nicht für sie gemacht ist. Sie wollen autark und in der Natur leben. Sie starten deswegen das Projekt eines eigenen Ackerbaus – auf Mallorca.

Step by Step (2022)

Eine Filmkritik von Teresa Vena

Der Traum des eigenen Ackers

Ein Film über Aussteiger und Weltverbesserer, gemacht von denselben Aussteigern und Weltverbesserern: Kann das gut gehen? In diesem Fall nur sehr bedingt, leider. Auf formaler Ebene kann man nichts beanstanden. Da weiß jemand, wie man eine Kamera führen muss, wie man durch einen relativ schnellen Schnitt Spannung erzeugt und welche Kniffe im Drehbuch im richtigen Moment für die emotionalen Höhepunkte sorgen. Doch thematisch ist der Film zu wenig packend, verhandelt auch kaum etwas Neues und erfüllt damit in erster Linie einen Selbstzweck.

Step by step ist die Dokumentation – hier sollte man sich der Abgrenzung zum Begriff Dokumentarfilm bewusst machen – eines jungen Paares, eines Deutschen und seiner venezolanischen Freundin, das während der Corona-Pandemie nach Mallorca auswandert. Dort pachten sie sich ein Haus mit Gartengrundstück und wollen auf dem bisher brach gelegenen Boden Gemüse anbauen, mit dem kurzfristigen Ziel, sich und das Kind, das auf dem Weg ist, davon ernähren zu können. Felix und Tina widmen sich mit aller Kraft diesem Projekt. Ein bisschen Hilfe kommt von Verwandten, größere von YouTube.

Der Film montiert zwei verschiedene Bildarten miteinander: zum einen, im klassischen Sinn dokumentarische, die etwa einem Jahr hinweg entstanden sind und von den Fehlversuchen und schließlich den Erfolgen der beiden frisch gebackenen Hobbybauern. Zum anderen, ein langes, im Nachhinein aufgenommenes Interview mit Felix und Tina, indem sie alles nochmals Revue passieren lassen. Diese Interviewsequenzen sind zerstückelt in der ganzen Länge des Films verteilt, sie bilden aber auch einen Rahmen, indem sie am Anfang und am Ende eingesetzt werden, und dienen als strukturellen roten Faden.

Sehr wahrscheinlich hängt die Wahrnehmung des Films und seiner Protagonisten stark von eigenen Vorstellungen, ja nicht auszuschließen, den Vorurteilen ab. Man kann eine bewundernde Haltung einnehmen oder eine zynische. Nicht abzustreiten ist die große Egozentrik, die das Vorhaben mit sich bringt. Die beiden Protagonisten kreisen konstant um sich selbst, um ihre ganz konkreten wie dann aber auch abstrakteren Problemen und Erkenntnissen. Auf die Dauer sind letztere in der Substanz einfach zu banal.

Felix Starck hat 2017 mit seinem Bruder die Produktionsfirma Koryphäen gegründet, in der die letzten Filme des Protagonisten und Regisseurs von Step by Step erschienen sind. Starck hat bereits ähnliche Filmprojekte wie Step by Step realisiert: Expedition Happiness, 2017, und Pedal the World, 2015. Im zweiten reist Starck alleine mit dem Fahrrad herum, auf der Suche nach sich selbst und dem Glück und im ersten hat er eine Freundin dabei und die Reise unternehmen sie in einem Wohnwagen. Alle Filme haben den gleichen harmlos-harmonisierenden Charakter.

Dass man allergisch auf diese Selbstdarstellung reagieren kann, liegt vielleicht daran, dass man diese Selbstfindungsreisen seit 1968 durch die Hippies-Kultur längst auswendig kennt. Dennoch feiern ähnliche Filme auch schon große Publikumserfolge, wenn man beispielsweise an Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt (2017) von Patrick Allgaier und Gwendolin Weisser denkt. Vermutlich erlauben sie dem Publikum einfach einen wohltuenden kurzzeitigen Eskapismus. 

In Step by Step wirkt alles sehr kalkuliert. Das beginnt bei der Wahl des Englischen als Filmsprache, während die Macher Deutsche sind. Dazu kommt die Eingangssequenz mit dem psalmenartigen Text, der ernst vorgetragen und von einer symbolbeladenen Musik begleitet wird: Darin sieht man zwei Menschen, die sich als die beiden Protagonisten herausstellen werden, von hinten, sie stehen an einem Ufer, schauen ins Wasser. Sie tragen einen Säugling in den Armen und sprechen zu ihm. Für ihn wollen sie eine Welt schaffen, die gut und freundlich ist. Schritt für Schritt.

Der Film kaut Gedanken wieder, die schon alle einmal da waren, aber von den Protagonisten mit einer einzigartigen Bedeutung aufgeladen werden. Ob es jetzt einer echten Naivität oder doch dem Wunsch eine Vorbildfunktion zu übernehmen, geschuldet ist, sei dahin gestellt. Eine selbstkritischere Herangehensweise hätte dem Film so oder so nicht geschadet. Überhaupt hätte mehr Reibung zu mehr Spannung führen können.

Step by Step (2022)

Der Film  erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die raus aus der Großstadt wollen, um sich neu zu (er-)finden. Dabei steht die nahende Geburt des ersten Kindes, Oskar, im Mittelpunkt aller Überlegungen. „Wie wollen wir ihn aufwachsen sehen?“, „Welche Umgebung wünschen wir uns für ihn?“, „Was soll er für Erfahrungen sammeln können?“ Und: „Wo können wir als junge Familie alles, was wir uns wünschen, so umsetzen, wie wir es uns vorstellen?“ Auf der Suche nach den Antworten auf diese Fragen, führt der Weg Felix und Valentina auf die Insel Mallorca.

Sie tauchen auf der Insel in eine neue Kultur und Lebensweise ein, die sie auf herausfordernde Weise buchstäblich erdet und auf das Wesentliche blicken lässt – weit weg vom bequemen Großstadtleben, welches kurz zuvor ihr Leben noch geprägt hat. Sie müssen herausfinden, wie man einen von der Sonne hart gegerbten und nährstoffarmen Boden wieder nutzbar macht, wie man die jungen Pflanzen pflegt, die einmal die Grundlage ihrer Ernährung bilden sollen, und wie man all das so umsetzen kann, dass die Natur dabei erblühen kann und nicht weiter unter einem exzessiven Raubbau leidet. (Quelle. Verleih)

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Meinungen

Axel S. · 19.09.2023

So mies ! Wow !

Meli · 16.07.2023

Einfach herzerwärmend und eine wunderbare Message. Ich habe ihn schon mehrfach auf Netflix geschaut.