Hercules 3D

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Überlebensgroß

Die Menschlichkeit des griechischen Überhelden sollte im Zentrum stehen. Seine Verletzlichkeit und seine Zweifel. Nicht weniger nahmen sich die Macher des wuchtigen Monumentalstreifens Hercules vor, der auf einer Graphic Novel von Steve Moore basiert. Was spannend klingt, verläuft allerdings recht schnell im Sande, sodass am Ende doch nur die großen Schlachtsequenzen in Erinnerung bleiben, die man bei einer derartigen Produktion erwarten darf. Eigentlich recht schade, wenn man bedenkt, dass der Film mit einer Diskussion über die Bildung von Legenden sowie deren mediale Nutzbarmachung beginnt.
Iolaus (Reece Ritchie), der Neffe der Hauptfigur, ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, der, wann immer möglich, von den angeblichen Heldentaten des Hercules (Dwayne Johnson) berichtet. Auch gegenüber einer finsteren Piratenhorde, die ihn gefangen nimmt und unverzüglich töten will. Die Seeräuber amüsieren sich über seine schier unglaublichen Ausführungen, werden jedoch eines Besseren belehrt, als Hercules leibhaftig in Erscheinung tritt und die ersten Angreifer im Handumdrehen unschädlich macht. Was den übrigen, nun sichtlich verängstigten Banditen (nicht aber dem Zuschauer) entgeht: Der vermeintliche Göttersohn ist kein Einzelkämpfer, sondern wird von einer Söldnerschar unterstützt, zu der neben dem Seher Amphiaraus (Ian McShane) auch der Messerwerfer Autolycus (Rufus Sewell), die Bogenschützin Atalanta (Ingrid Bolsø Berdal) und der stumme Tydeus (Aksel Hennie) gehören.

Kurz nach dem Piratenintermezzo tritt die hübsche Ergenia (Rebecca Ferguson) im Auftrag ihres Vaters Lord Cotys (John Hurt), dem Herrscher Thrakiens, mit einer dringenden Bitte an Hercules und seine Mitstreiter heran: Die unerschrockenen Krieger sollen dem Kampf gegen eine grausame Rebellenarmee beistehen, die brandschatzend und plündernd durchs Land zieht. Ein verlockend klingender Auftrag, der sich allerdings schon bald als Himmelfahrtskommando entpuppt. Und das nicht nur, weil die Truppen des Lords wenig kampferfahren sind.

Hercules als einfacher Söldner, der für die entsprechende Entlohnung in jede Schlacht zieht und sich mit windigen Gefährten umgibt. Mehrfach aufgeworfene Zweifel an seiner göttlichen Abstammung. Und schließlich eine tragische Vergangenheit, die den einst gefeierten Helden zu einem Outcast werden ließ. Im ersten Drittel erlauben sich Regisseur Brett Ratner (der Mann hinter der Rush Hour-Trilogie) und die Drehbuchautoren Ryan Condal und Evan Spiliotopoulos allerhand Freiheiten, um die griechische Sagengestalt auf menschliches Maß herunterzustutzen, trauen ihrer Agenda letztlich aber nicht über den Weg. So zeigt sich Hercules auf dem Schlachtfeld seinen Gegner doch sehr deutlich überlegen, weshalb man nie ernsthaft um sein Wohlergehen zittern muss. Unfreiwillig komisch wird es schließlich im tosenden Finale, wenn sich die Titelfigur plötzlich zum ultimativen Superhelden aufschwingen darf – das alles unterlegt mit reichlich Blitz und Donner. Wenig vorteilhaft ist sicher auch, dass der Film trotz emotionaler Zwischentöne nie richtig berühren will, da die Rückblenden und Alpträume des Protagonisten äußerst lieblos in die Handlung eingestreut werden und darstellerisch durchweg an der Oberfläche bleiben.

Von einer kompletten Bruchlandung, wie sie Renny Harlin mit seinem stümperhaften Fantasy-Actioner The Legend of Hercules Anfang 2014 hinlegte, ist Ratners Neuinterpretation der antiken Sage allerdings ein gutes Stück entfernt. Anders als im billig wirkenden Konkurrenzprojekt sind die großen Kampfsequenzen (aufgrund der angestrebten Jugendfreigabe nie übertrieben brutal) allesamt überzeugend choreografiert. Und auf einen körperlich präsenten Hauptdarsteller zugeschnitten, der aus dem wilden Kampfgetümmel stets herausragt. Eine recht gelungene Abwechslung zum grimmigen Schlachtgeschehen bieten vor allem die amüsanten Einlagen des sarkastischen Wahrsagers Amphiaraus, der seinen eigenen Tod vorhersieht und mit dem britischen Charaktermimen Ian McShane mehr als treffend besetzt ist.

Wenngleich Hercules als leidlich spannende Actionunterhaltung funktioniert, bleibt doch ein fader Beigeschmack, da angesichts der reizvollen Prämisse deutlich mehr drin gewesen wäre als ein mittelprächtiger Reißer.

Hercules 3D

Die Menschlichkeit des griechischen Überhelden sollte im Zentrum stehen. Seine Verletzlichkeit und seine Zweifel. Nicht weniger nahmen sich die Macher des wuchtigen Monumentalstreifens „Hercules“ vor, der auf einer Graphic Novel von Steve Moore basiert.
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