Unter den Brücken

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Montag, 13. August 2012, ARTE, 20:15 Uhr

Helmut Käutner: ein großer Name, ein großer Regisseur. Romanze in Moll, Große Freiheit Nr. 7, Des Teufels General: große Titel, große Filme. Doch nie zuvor und nie wieder drehte Helmut Käutner (1908 — 1980) noch einen Film, der so herausragend ist wie dieser hier: Unter den Brücken aus dem Jahre 1945 ist ohne Zweifel Käutners Meisterstück.

Während alliierte Bomberverbände fast täglich Angriffe auf die Reichshauptstadt flogen, inszenierte er seinen Film inmitten stiller, scheinbar idyllischer Flusslandschaften in der Umgebung Berlins. Landschaften, die, ehrlich gesagt, nichts ahnen lassen von Nazis, Krieg, Tod und Zerstörung. Vor diesem Hintergrund war eine geordnete Produktion des Films nicht mehr möglich. Es kam zu Verzögerungen, Ausfällen, die sowohl die Dreharbeiten, als auch den Schnitt und die Nachbearbeitung beeinträchtigten. Als Unter den Brücken endlich fertiggestellt war und im März 1945 von der Zensur freigegeben wurde, war an eine Premiere nicht mehr zu denken. Von der Roten Armee eingekesselt, war Berlin Frontstadt und das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen.

Der Film weicht aus in die Peripherie, um dennoch Berlin als Ort der Sehnsucht einzukreisen. Er erzählt von Hendrik (Carl Raddatz) und Willy (Gustav Knuth), die Freunde sind, Besitzer und Besatzung eines Schleppkahns auf der Havel. Sie haben Freundinnen in verschiedenen Häfen und träumen von „was Festem“. Eines Abends beobachten sie ein Mädchen, das sich offenbar von einer Brücke ins Wasser stürzen will. Sie eilen zu Hilfe und müssen feststellen, dass Anna (Hannelore Schroth) nur ihren Zehnmarkschein in den Fluss geworfen hat, um eine unangenehme Erinnerung loszuwerden. Aber immerhin lässt Anna sich überreden, mit nach Berlin zu fahren, und die Schiffer verlieben sich beide in sie. Sie schließen ein Abkommen: Wer Anna gewinnt, muss auf seinen Anteil am Kahn verzichten.

„Wir lebten verträumt neben der Zeit und lenkten uns durch die Arbeit von all dem Schrecken ab“, erzählte Käutner später und schuf 1944 diese unglaublich dichte, atmosphärische Romanze voller filmischer Einfälle und vor allem voller Leichtigkeit, Zartheit und Poesie. Und wie sagte Käutner selbst in einem Interview von Edmund Luft: „Es gibt einen Film von mir, den ich sehr liebe und von dem ich beinah glaube, dass es mein bester ist, das ist Unter den Brücken“.
 

Unter den Brücken

Helmut Käutner: ein großer Name, ein großer Regisseur. „Romanze in Moll“, „Große Freiheit Nr. 7“, „Des Teufels General“: große Titel, große Filme. Doch nie zuvor und nie wieder drehte Helmut Käutner (1908 — 1980) noch einen Film, der so herausragend ist wie dieser hier: „Unter den Brücken“ aus dem Jahre 1945 ist ohne Zweifel Käutners Meisterstück.

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Meinungen

Klaus Helke · 14.08.2012

Ein Wahnsinnsfilm. ich habe ihn gestern zum ersten Mal in voller Länge gesehen und bin hin und weg. Er antizipiert in seinen stärksten Einstellungen den Neo-Realismus des italienischen Kinos.