Honigmond

Eine Filmkritik von Mike Swain

3 Frauen und die Männer ...

Mitte der 90er Jahren war man sich in der deutschen Film- und Kinobranche endlich sicher, die Lösung für alle strukturellen Probleme der Branche gefunden zu haben. Die Antwort lautete: Beziehungskomödie. Eine wahre Flut mehr oder minder seichter Streifen ergoss sich über die Leinwände, die immer wieder ein und dasselbe Schema variierten. Sei es in Ein Mann für jede Tonart, Stadtgespräch oder Der bewegte Mann, die Irrungen und Wirrungen zwischenmenschlicher Beziehungen, auf die leichte Art inszeniert, sollten die geneigten Zuschauer in die Kinosäle locken. Ein weiteres Exemplar dieser Gattung, die gelegentlich noch fröhliche Urstände feiert, ist Honigmond.
Die nicht mehr ganz taufrische Psychologiestudentin Christine (Julia Stemberger) und die fidele Werberin Linda (Anica Dobra) teilen eine Wohnung. Christine leidet seit Jahren unter der Trennung von ihrem Ex-Mann Stefan, Linda hingegen geriert sich als männermordender Vamp. Ein Leuchtturm steter ehelicher Beziehungen scheint Christines Freundin Barbara (Veronica Ferres) zu sein, bis die ihren Ehegatten (Kai Wiesinger) in flagranti mit seiner Sekretärin ertappt. Kurz entschlossen wird das biedere Heimchen Barbara zum dritten Mitglied der Damen-WG. Der Film widmet sich dann Barbaras emanzipatorischem Werdegang hin zur selbstbewussten Frau. Klar, dass jede der Damen sich im Laufe der Geschichte auch verliebt und dass keine der Beziehungen sich als einfach oder gar gradlinig erweist. So ist dann auch für reichlich tief schürfenden Gesprächsstoff oder banales Gequatsche gesorgt, je nachdem wie man es sieht, inklusive gemeinschaftlicher Heulattacken und Verschwesterungsgelagen bei Kerzenschein und Rotwein.

Man merkt wohl schon an der Beschreibung des Films, dass der Rezensent Honigmond nicht viel abgewinnen konnte, und dem ist wirklich so. Selten ist es mir so schwer gefallen, einen Film bis zu seinem Ende zu ertragen. Dass Honigmond mit Stereotypen bevölkert und die Story reichlich banal ist, mag kaum überraschen. Am nervigsten und teilweise an der Grenze des Unerträglich ist jedoch das nahezu hysterische und vollkommen überdrehte Gebaren der drei Hauptdarstellerinnen, das wohl mit der Holzhammermethode suggerieren soll: „Das ist jetzt lustig!!!“ Nur — es ist eben überhaupt nicht lustig. Da fragt man sich schon, wo war eigentlich die Regie als der Film gedreht wurde? Vielleicht war das Ensemble auch durch die Plattheit der Dialoge und der Handlung schlicht und ergreifend unterfordert oder wähnte sich am Set von Ballermann X. So oder ähnlich müssen auch die 9000 Kinobesucher im Jahr 1996 gedacht haben, die trotz klangvoller Namen Honigmond zu einem der Flops des Jahres gerieten ließen.

Honigmond

Mitte der 90er Jahren war man sich in der deutschen Film- und Kinobranche endlich sicher, die Lösung für alle strukturellen Probleme der Branche gefunden zu haben. Die Antwort lautete: Beziehungskomödie.
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