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„Die Addams Family“ ist wieder da – in Form von Animationsfiguren und im Konflikt mit vorstädtischer Konformität. Vermag die Rückkehr mitzureißen?

Die Addams Family (2019)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

They’re creepy and they’re kooky, mysterious and spooky …

Sie sind einfach unsterblich: Die Mitglieder der Familie Addams – erdacht vom US-Cartoonisten Charles Addams (1912-1988) – erblickten im Jahre 1938 in Comic-Strips im New Yorker das Licht der Medienwelt. Es folgten diverse Adaptionen, von denen die erste, zwischen 1964 und 1966 produzierte Fernsehserie sowie die von Barry Sonnenfeld inszenierten Realverfilmungen aus den Jahren 1991 und 1993 die bekanntesten sein dürften. Nun legen die Regisseure Greg Tiernan und Conrad Vernon eine animierte Version vor: „Die Addams Family“ bringt Gomez, Morticia, Wednesday, Pugsley und die restliche Sippe ins 21. Jahrhundert, ins Zeitalter sozialer Medien.

Zu Beginn wohnen wir der Hochzeit von Gomez und Morticia im Kreise der Verwandtschaft bei. Doch als die beiden – wie so oft – aufgrund ihres skurrilen Gothic-Looks und ihrer Vorliebe fürs Morbide aus der Stadt vertrieben werden, landen sie im Bundesstaat New Jersey in einem verlassenen Schloss auf einem nebligen Hügel, das einst eine psychiatrische Klinik war. Der ehemalige Insasse Lurch wird kurzerhand zum Butler erklärt – und schon gibt es einen Zeitsprung um 13 Jahre, der uns die vertraute Situation herbeiführt: Die Tochter Wednesday und der Sohn Pugsley versuchen regelmäßig, sich gegenseitig ins Jenseits zu befördern, Gomez’ kauziger Bruder Fester und die schrullige Grandma kommen regelmäßig zu Besuch vorbei – und alle pflegen ihre exzentrischen Alltagsrituale.

Wie schon die Cartoon-Vorlage sowie die bisherigen audiovisuellen Bearbeitungen lebt auch Die Addams Family von zahlreichen originellen Details: So sind etwa die Zöpfe von Wednesday wie kleine Galgen geflochten und das Haus wird nicht gesäubert, sondern von dem wortkargen Butler mühsam eingestaubt – denn im Addams-Kosmos ist alles, was im herkömmlichen Sinne als schön gilt, furchtbar hässlich, und alles, was üblicherweise als abstoßend empfunden wird, eine absolute Wohltat. Für Witz sorgt zudem natürlich das „eiskalte Händchen“, das – wer hätte es gedacht – offenbar einen Fußfetisch hat. Hinzu kommen die schwungvollen musikalischen Einlagen, für die ebenfalls der Butler zuständig ist, und ein paar clevere Seitenhiebe auf unsere Gesellschaft, auf Vorurteile und Intoleranz.

Wie sich bald herausstellt, befindet sich unter dem Hügel, auf dem das düstere Familienschloss thront, ein suburbaner Ort, der gerade von der ehrgeizigen TV-Wohnungsgestalterin Margaux Needler ein Make-over erhalten hat und nun in einer Live-Sendung angepriesen werden soll. Da der Nebel um das Schloss plötzlich verschwindet, wird die Addams-Residenz als finsterer Schandfleck der Siedlung sichtbar – was Margaux dazu bringt, gegen die Familie vorzugehen und eine Stimmung des Hasses zu erzeugen. Wednesday freundet sich derweil mit Margaux’ Tochter Parker an und möchte die örtliche Schule besuchen.

Wenn der Film einfängt, wie über eine Nachbarschaftsgruppe in einem sozialen Netzwerk durch gezielte Fake News Misstrauen gegenüber den unkonventionellen Addams entsteht, verbindet er eine klassische Toleranz-Botschaft gekonnt mit modernen Beobachtungen. Der Subplot um die Freundschaft zwischen Wednesday und Parker erweist sich als der interessanteste Strang: Als Wednesday nach einer Unternehmung mit Parker mit einer pinken Einhorn-Spange im rabenschwarzen Haar nach Hause kommt und Morticia das schrecklich farbenfrohe Accessoire an ihrer Tochter erblickt, wird deutlich, dass auch die Addams nicht frei von Intoleranz sind.

Insgesamt bleibt das Werk von Greg Tiernan und Conrad Vernon, dessen Skript von Matt Lieberman und Pamela Pettler stammt, jedoch eher eine Ansammlung amüsanter Momente, die an eine komprimierte Serienstaffel erinnert. In die Laufzeit von knapp 90 Minuten werden diverse kleine Geschichten gepackt – darunter etwa noch eine Zeremonie, auf die sich Pugsley vorbereiten muss, um seinen Eintritt ins Erwachsenenalter zu feiern –, die letztlich eher zu einem hastigen Ende kommen. Überdies trägt die mäßige Animation zu einer TV-Anmutung bei. Die Addams Family bietet gute Unterhaltung und lustige Ideen; zum großen Leinwandabenteuer, das neben den virtuos gemachten Live-Action-Filmen aus den 1990er Jahren bestehen kann, fehlt es aber an einem überzeugenden Spannungsbogen und einer ausgefeilten Bildsprache.

Die Addams Family (2019)

In der animierten Verfilmung der Kult-TV-Serie müssen sich die Familienmitglieder Gomez, Morticia, Wednesday, Pugsley, Fester und der ganze Rest gegen eine gierige TV-Moderatorin zur Wehr setzen.

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