Togetherness (Staffel 1)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Alle unter einem Dach

Von der unabhängigen Filmszene zum Bezahlsender HBO: Die Brüder Jay und Mark Duplass (Cyrus, Jeff, der nicht zu Hause lebt) mischen jetzt auch im US-amerikanischen Qualitätsfernsehen mit. In Togetherness prallen vier Erwachsene mit ihren Problem(ch)en aufeinander. Die Serie, die in Deutschland bislang noch nicht frei empfangbar ist, erscheint nun auf DVD.

Brett (Mark Duplass) und Alex (Steve Zissis) sind auf dem Nachhauseweg, als Brett rechts ranfährt und das Radio lauter dreht. Zu den Klängen von Rushs „Tom Sawyer“ ahmen die beiden voller Inbrunst das Schlagzeugspiel nach – ein albernes Ritual mit ernstem Hintergrund. Es ist eine von vielen wunderbaren Szenen, die den Kern dieser Serie ausmachen: die Mischung aus „Ernsthaftigkeit und Albernheit“, mit der Jay und Mark Duplass Togetherness im Bonusmaterial der DVD charakterisieren. Egal wie grau der Alltag der Protagonisten auch sein mag, kleine Albernheiten wie diese hellen ihn wieder auf.

Und der Alltag der vier Protagonisten ist mehr als grau. Brett und Michelle (Melanie Lynskey) versuchen, trotz zweier Kinder ihre Ehe in Schwung zu halten. Doch Michelle verspürt kaum noch Lust auf ihren von der Arbeit deprimierten Gatten, fühlt sich immer stärker zu ihrem Bekannten David (John Ortiz) hingezogen. Als wären das nicht schon genug Baustellen, macht noch eine neue mitten im Wohnzimmer der Familie auf. Bretts bester Freund Alex (Steve Zissis) und Michelles Schwester Tina (Amanda Peet) suchen nach Misserfolgen im Berufs- und Privatleben Unterschlupf auf der Couch. Die Wege aus all diesen Krisengebieten sind vermint. Mal sind die Explosionen tragisch, mal absurd, immer jedoch zutiefst menschlich.

Ihre Figuren sind mit den Duplass-Brüdern reifer geworden, die Probleme sind dieselben geblieben. Auch im Alter um die 40 trauern sie vertanen Chancen nach, jagen Träumen hinterher und haben ihren Platz im Leben (immer) noch nicht gefunden. Diese Durchschnittstypen könnten auch einer Judd Apatow-Produktion (Immer Ärger mit 40, Dating Queen) entsprungen sein, und ihre (sexuellen) Missgeschicke stünden Verrückt nach Mary oder American Pie gut zu Gesicht. Togetherness ist aber weder zotig noch oberflächlich, sondern grundehrlich, auch was die Sexszenen angeht. Während die Charaktere in den oben genannten Werken häufig wie leblose Abziehbilder wirken, gibt einem Togetherness das Gefühl, Menschen aus Fleisch und Blut zuzusehen. Melanie Lynskey, in Deutschland hauptsächlich durch die Sitcom Two and a Half Men bekannt, zeigt die ganze Bandbreite ihres Könnens. Und auch Steve Zissis, bislang vornehmlich im Duplass-Universum unterwegs, empfiehlt sich mit seinem zurückhaltenden, facettenreichen Spiel für größere Aufgaben.

Damit haben Jay und Mark Duplass, deren frühe Filme (The Puffy Chair, Baghead) gern dem Mumblecore zugeordnet werden, ohne dass die Brüder das selbst je taten, eine neue Qualität erreicht. Die kurze Laufzeit von etwas mehr als 25 Minuten pro Episode scheint ihnen entgegenzukommen. Wo ihre Filme nicht selten zu viel Leerlauf boten, sind die Episoden keine Sekunde zu lang. (Ein Blick in die guten, aber verzichtbaren Szenen im Bonusmaterial der DVD bestätigt das.) Und hatte man ihre Figuren nach Filmende schnell vergessen, brennt man nun darauf, zu erfahren, wie es in der zweiten Staffel weitergeht. Keine schlechte Leistung für eine Serie, die von Durchschnittstypen und ihren durchschnittlichen Problemen erzählt.
 

Togetherness (Staffel 1)

Von der unabhängigen Filmszene zum Bezahlsender HBO: Die Brüder Jay und Mark Duplass („Cyrus“, „Jeff, der nicht zu Hause lebt“) mischen jetzt auch im US-amerikanischen Qualitätsfernsehen mit. In „Togetherness“ prallen vier Erwachsene mit ihren Problem(ch)en aufeinander. Die Serie, die in Deutschland bislang noch nicht frei empfangbar ist, erscheint nun auf DVD.

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