Das alternative Universum des Kinos: Diese Filme blieben Idee

  • Schwarz-weiß Fotografien (2), links Frau und Mann, rechts 4 Männer hintereinander
    Studio-Aufnahme von Gloria Swanson & Billy Wilder / Marx Brothers, von oben nach unten: Chico, Harpo, Groucho und Zeppo.

    A Day at the UN — Billy Wilder und die Marx Brothers

     

    Wie bebildert man einen Film, den es nicht gibt? Diese Frage stellt sich bei allen Projekten, die in dieser Reihe vorgestellt werden. In diesem Fall war es leicht: Man nehme die Porträts der beiden Beteiligten und deute so die Symbiose an.

    Zum Hintergrund: Billy Wilder’s Handschrift meint man zu erkennen in seinen Filmen. Bekannt für Frau ohne Gewissen (1944), ein Klassiker des Film Noir, das Drama über vergehenden Stardom Boulevard der Dämmerung (1950), wie auch für Komödien wie Küss mich, Dummkopf (1964), Manche mögen’s heiß (1959), ist es der Zynismus, der unter allem hindurch schimmert, der seine filmische Handschrift prägt. Nun mussten nur politische Ereignisse, die Durchsetzung des Fernsehens und Wilders Weltsicht zusammenkommen, um sich A Day at the UN auszudenken.

    Während den Dreharbeiten zu Das Appartement (1960) übernachtete Wilder in einem Hotel nahe den Vereinten Nationen in New York. Es war die Zeit des Kalten Krieges und Wilder beobachtete das Treiben rund um den Hauptsitz der UN. So kam ihm die Idee, die er seinem Kollegen I.A.L. Diamond vorschlug: Wäre es nicht witzig, einen Film mit den Marx Brothers zu machen, die die UN ordentlich aufmischen? Groucho war von der Idee begeistert und verwies Wilder an seinen Bruder Gummo, um einen Vertrag aufsetzen zu lassen. 

    Das sollte im Film passieren: Die Marx Brother sollten eine Diebesbande spielen, mit Groucho als ihrem Anführer, die sich entschließt, Tiffany’s während einer wichtigen Sitzung der UN auszurauben. Die Polizei, viel zu sehr mit dem Schutz der Delegierten beschäftigt, hätte kaum Zeit, zu reagieren — so die Kalkulation. Ihren Weg würden sie durch das Kanalsystem der Stadt machen. Nach einer Verfolgungsjagd sollte der Film in einer Performance Harpos vor den versammelten Delegierten gipfeln. Eine Ansprache ohne Worte, bestehend vollkommen aus seinem komischen Repertoire.

    Warum der Film nie vollendet wurde? Die Antwort ist recht simpel: Harpo hatte einen Herzinfarkt während anderer Dreharbeiten und kurz danach starb Chico. Damit war das Ende des Projekts besiegelt. 

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