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Die junge Witwe eines Musikers und ein Professor für Popkultur und Amerikanistik wollen eine Biografie über den Verstorbenen schreiben. Daraus entsteht ein schön gefilmtes, aber ziemlich konventionelles Indie Movie.

Tumbledown (2016)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Maine, I Love You

„Tumbledown“ erzählt von Verlust und Trauer, insbesondere jedoch vom Prozess der Verarbeitung und des Abschließens. Drehbuchautorin Desiree Van Til und Regisseur Sean Mewshaw wählen hierfür einen überwiegend tragikomischen Ton und kombinieren diesen mit der Anbahnung einer neuen Liebe.

Die Geschichte ist in einer beschaulichen Kleinstadt in Maine angesiedelt – der Heimat von Hannah (Rebecca Hall), in welche die junge Frau einst mit ihrem Mann Hunter (Damien Jurado) zurückkehrte. Hunter war ein erfolgreicher Folk-Singer-Songwriter und starb bei einer Wanderung auf dem Tumbledown Mountain. Seither lebt Hannah recht zurückgezogen mit zwei Hunden in ihrem rustikalen Haus, verfasst Porträts für die Lokalzeitung und versucht, eine Biografie über Hunter zu schreiben. Auch Andrew (Jason Sudeikis) – Wissenschaftler, Autor und Professor für Popkultur und Amerikanistik – will ein Buch veröffentlichen, in welchem das Werk des Musikers behandelt werden soll, doch Hannah weigert sich zunächst, mit dem Akademiker zu reden.

Als sie Andrew schließlich vorschlägt, als Koautor zu agieren und während dieser Zeit bei ihr zu wohnen, willigt dieser ein. Bald glaubt er, dass Hunters Tod womöglich kein Unfall, sondern Suizid war; obendrein entwickelt er im Laufe der gemeinsamen Arbeit Gefühle für Hannah. Dass er eine Freundin (Dianna Agron) und Hannah einen Gelegenheitslover (Joe Manganiello) hat, sind indes nicht die einzigen Hindernisse für eine Beziehung – denn noch immer kann Hannah die Vergangenheit nicht loslassen.

Sean Mewshaw inszenierte mit Tumbledown sein Langfilmdebüt, sammelte aber schon als Produktionsassistent bei Stadt, Land, Kuss (2001) und Was das Herz begehrt (2003) Erfahrungen im Bereich der romantischen Dramödie und schuf mit Last Night (2004) einen 22-Minüter (mit Frances McDormand in der Hauptrolle), welcher sich ebenfalls mit Liebe und Tod befasste.

So überrascht es nicht, dass Tumbledown rundum souverän gestaltet ist. Die Bilder, in denen Mewshaw mit seinem Kameramann Seamus Tierney die malerische Landschaft sowie das kleinstädtische Leben und das einrichtungskatalogwürdige Zuhause der Protagonistin einfängt, laden zum Wohlfühlen ein, die Songs von Damien Jurado fügen sich stimmig in das Geschehen ein – und die Balance zwischen Tragik und Komik, die sich stets aus dem Zwischenmenschlichen (oder aus der Interaktion mit dem Hunde-Duo) ergibt, ist gelungen.

„Was ich so toll an ihm finde, ist, dass er nicht versucht, innovativ zu sein – er ist zeitlos“, erklärt Andrew an einer Stelle des Films seine Faszination für Hunter und dessen Musik. Dies lässt sich – im Guten wie im Schlechten – auch über Tumbledown sagen. Mit wirklich Neuem vermag das Werk kaum aufzuwarten. Zudem könnte es auch aus den 1980er oder 1990er Jahren stammen; ein aktueller Anstrich wurde nur äußerst zaghaft vorgenommen.

Voller Witz sind vor allem die kleinen Momente am Rande – etwa die Wortwechsel zwischen Hannah und ihrem Chef Upton (Griffin Dunne), der eine Buchhandlung führt und die örtliche Zeitung leitet, oder die kurzen Einblicke in die Gemeinde. Ebenso ist eine Sequenz, die das Familienessen an Ostern schildert, dank Blythe Danner und Richard Masur als Eltern von Hannah sehr unterhaltsam und schön geraten. Tumbledown hätte ohne Zweifel auf jedem US-Indie-Festival der vergangenen drei bis vier Dekaden funktioniert (seine tatsächliche Premiere fand 2015 auf dem Tribeca Film Festival statt) – allerdings hätte er wohl auch auf keinem hervorgestochen.

Für die von Dianna Agron (Glee) verkörperte Freundin von Andrew und den von Joe Manganiello (True Blood) gespielten Liebhaber von Hannah interessiert sich das Skript wenig („Er ist spitze im Bett – das ist alles …“, heißt es etwa über Letzteren); dass der eigentliche Nebenbuhler von Andrew – der tote Hunter – ein Mann ist, den dieser selbst zutiefst verehrt, ist ein reizvoller Aspekt, der jedoch leider keine große Rolle spielt. Rebecca Hall und Jason Sudeikis interpretieren ihre Parts dennoch einnehmend genug, um dem Geschehen mit Anteilnahme zu folgen – von den screwball-artigen Anfängen bis zum emotionalen Finale.

Tumbledown (2016)

Noch immer um ihren verstorbenen Mann, einen bekannten Folksänger, trauernd, trifft Hannah auf den New Yorker Schriftsteller Andrew, welcher eigentlich nur an dem mysteriösen Tod ihres Mannes interessiert ist. Stattdessen sieht sich Hannah nicht nur mit ihrem Verlust sondern auch einer neuen Liebe konfrontiert.

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