11th Hour - 5 vor 12

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Leonardo DiCaprio als Hollywoods grünes Gewissen

Ob Brad Pitt und Angelina Jolie, George Clooney, Scarlett Johansson, Carmeron Diaz, Julia Roberts oder Daryl Hannah — ganz Hollywood hat plötzlich sein grünes Gewissen entdeckt und gibt sich seitdem ökologisch korrekt bis kämpferisch. Auch Leonardo DiCaprio befindet sich auf der richtigen Seite und kämpft für die gute Sache und das Überleben des Planeten. Nach zwei Kurzfilmen namens Global Warning und Water Planet, die er bereits mit den Filmemacherinnen Nadia Conners und Leila Conners Petersen realisiert hatte, war es an der Zeit, eine abendfüllende Dokumentation über den Zustand unseres blauen Planeten zu drehen. Dabei geht es in diesem Film keineswegs allein um die Klimaveränderungen, im Gegensatz zu Eine unbequeme Wahrheit / An Incoventient Truth erforscht 11th Hour — 5 vor 12 / The 11th Hour vielmehr den Gesamtzustand der Erde und versucht auch die psychologischen Ursachen für das permanente menschliche Fehlverhalten aufzuzeigen. Denn die wahre Ursache für das drohende Ende der Menschheit, so Leonardo DiCaprio, liegt nicht alleine im Klimawandel oder in der massiven Umweltverschmutzung und Vergiftung bzw. Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen, sondern vor allem an unserem Denken. Und genau hier setzt der Hebel des Films an und versucht zugleich, massiv auf unsere Köpfe einzuwirken. Das ist nicht immer elegant und subtil, aber hoffentlich wirkungsvoll.
Der Film ist vor allem eines – eine wahre Bilderflut, die gnadenlos die Umweltsünden und Katastrophen der Menschheit aufzeigt: Vom verheerenden Wirbelsturm Katharina, der New Orleans verwüstete und der als Vorbote des weltweiten Klimawandels angesehen wird, über das Abholzen von Regenwäldern, das rapide Anwachsen der Weltbevölkerung bis hin zur Umweltverschmutzung durch die Industrie sowie den rasch anwachsenden Verkehr und unseren zügellosen Umgang mit der Natur – dies alles wird in solch einem rasanten Tempo und so gekonnt zusammenmontiert, dass kaum jemand daran zweifeln mag, dass es tatsächlich nicht erst fünf vor zwölf, sondern viel eher eine Sekunde vor zwölf ist. Der Film verlässt sich nicht allein auf seinen populären Präsentator und Co-Produzenten Leonardo DiCaprio, sondern fährt ein ganzes Bataillon von Prominenten und Umweltexperten auf. Neben Michail Gorbatschow, Stephen Hawking, dem ehemaligen Chef der CIA James Woolsey und der Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2004 Wangari Maathai sind es noch weitere Fürsprecher, die aber vor allem in den USA bekannt sein dürften, so dass man sich manches Mal schon fragt, wer nun denn schon wieder ein Statement von sich gibt. Das wirkt manchmal fast ein wenig zu viel des Guten, bisweilen hat es den Anschein, als würden die Filmemacher dem Auffassungsvermögen der Zuschauer nicht so ganz trauen, so dass die zentrale Aussage ein ums andere Mal wiederholt werden muss, bis auch der letzte verstanden hat, wie ernst es um die Erde steht. Ein wenig mehr Dezenz wäre gerade für das europäische Publikum sicherlich angebrachter gewesen. So aber folgt Bild auf Bild, Statement auf Statement und am Ende fühlt man sich beinahe ein wenig müde von der schieren Masse an Informationen, Eindrücken und Erkenntnissen, die allesamt nicht wirklich neu sind. Zweifellos ist 11th Hour — 5 vor 12 / The 11th Hour perfekt gemachtes Kino, bei dem insbesondere die eindrucksvollen Bilder, der rasante, assoziative Schnitt, die Musik (u.a. von Sigur Rós und Mogwai) und die Haltung der Macher beeindrucken. Die Botschaft des Filmes aber, sie droht in der Flut der Informationen beinahe in Vergessenheit zu geraten. Trotzdem: Dieser Film ist wichtig und vor allem für jüngere Zuschauer bestens geeignet, um ein Bewusstsein dafür zu wecken, wie es um die Erde steht und was jeder Einzelne tun kann.

11th Hour - 5 vor 12

Ob Brad Pitt und Angelina Jolie, George Clooney, Scarlett Johansson, Carmeron Diaz, Julia Roberts oder Daryl Hannah — ganz Hollywood hat plötzlich sein grünes Gewissen entdeckt und gibt sich seitdem ökologisch korrekt bis kämpferisch.
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Meinungen

Walter Hackl · 09.12.2007

Just Danke!