Ein Amerikaner in Paris (An American in Paris; 1951) von Vincente Minnelli

„Wie ist sie so, what’s she like“? „Na ja, sie hat viel Energie und joir de vivre, sie hat Spaß und liebt es, zu tanzen, sie könnte die ganze Nacht tanzen! … Sie ist ein bezauberndes Mädchen, nicht wirklich schön, aber doch schön auf ihre eigene Art.“ (Während sich die beiden Männer am Tisch unterhalten, verlieren wir sie aus dem Fokus, bis der Schwenk ihr Spiegelbild an der Wand zeigt. Und dann beginnt sich die Oberfläche aufzulösen und es öffnet sich ein ‚Fenster‘.) Eine Frau in einem rosafarbenen Ballettkostüm mit Hütchen vor einem nachtblauen Hintergrund mit Ornamenten beginnt zu tanzen. „Also, ist sie eher so ein spiritueller Typ? — Nein, gar nicht Adam, sie ist eine aufregende junge Frau“ Eine Überblendung, Szenewechsel, Outfitwechsel, Musikwechsel, selbe Frau. Nun in lila und knapper bekleidet, mit verführerischer Saxophonbegleitung, eng mit einem Stuhl tanzend. „Sie scheint mir eine lüsterne junge Frau zu sein. — Oh nein, sie ist lieb und schüchtern.“ Das Muster wiederholt sich noch ein paar Mal. Am Ende sehen wir die selbe Frau in fünf verschiedenen Facetten in einem Bild zusammenkommen: Ein Kaleidoskop von Weiblichkeit.

Was ist eine Frau? All das! Diese Sequenz veranschaulicht eindrücklich, wie Frauen zur Projektionsfläche werden für männliche Vorstellungen von Weiblichkeit. Ein Amerikaner in Paris steht hier paradigmatisch als Beispiel für die konservativen Inhalte, die paradoxerweise durch eine gewagte Formensprache vermittelt werden. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass Musicals nicht davor zurückschrecken, Schauspieler in Black Face auftreten zu lassen. Auch sucht man nach schwarzen Schauspieler*innen meist vergebens. Das Musical stellt sich als ein durchgängig heteronormatives und weißes Genre dar. 

An der Seite von Gene Kelly ist hier Leslie Caron zu sehen: Kelly hatte die Primaballerina im Ballet des Champs-Elysées tanzen sehen und sie für ihren ersten und seinen nächsten Film von der Bühne weg engagiert. Der Film wurde mit insgesamt sechs Oscars ausgezeichnet und war der Startschuss für Carons langwährende Filmkarriere. 

Der Film ist über Prime Video, YouTube, den Google Play Store, RakutenTV, den Maxdome Store und Apple TV sowohl als Leihgabe als auch zum Kauf erhältlich.