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Darling der Woche

Darling der Woche: Eine Werkschau zu Michael Haneke

Ein Beitrag von Joachim Kurz

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Haneke

Am 23. März diesen Jahres feierte der große Michael Haneke seinen 82. Geburtstag. Zeit für einen Rückblick auf ein filmisches Werk, das seit vielen Jahren weit über die Grenzen seiner Heimat Österreich hinaus von immenser Bedeutung für das Weltkino ist und dieses entscheidend mitgeprägt hat. Der deutsch-französische Kultursender ARTE widmet Haneke nun eine bedeutende Werkschau, die auch einem Filmmuseum gut zu Gesicht stünde.

Insgesamt elf Filme werden in der Mediathek von ARTE gezeigt – neben bekannten internationalen Erfolge wie Das weiße Band — Eine deutsche Kindergeschichte (2009), Happy End (2017), Liebe (2012) und Caché — Versteckt (2005) lohnen vor allem die in Österreich entstandenen früheren Werke wie Der siebente Kontinent (1989), Benny’s Video (1992) und 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (1994), die der Regisseur selbst als „Trilogie der emotionalen Vergletscherung“ bezeichnet, einen genauen Blick. In ihnen dekonstruiert Haneke kühl taxierend und gnadenlos sezierend die dysfunktionalen Familien- und Kommunikationsstrukturen seiner Protagonist*innen und der Gesellschaft, deren desolaten Zustand sie widerspiegeln. 

Seine eiskalten und streng durchkomponierten Versuchsanordnungen gipfelten 1997 schließlich in Funny Games, bevor sich Haneke in den folgenden Jahren zunehmend Frankreich als Handlungs- und Bezugsort seiner Werke widmete. Im Jahre 2000 erfolgte mit Code: Unbekannt seine erste internationale Koproduktion, 2001 die Jelinek-Verfilmung Die Klavierspielerin und 2003 Wolfszeit — in beiden Filmen spielte Isabelle Huppert die Hauptrolle.

Ergänzt werden die Filme, die sich bis zum 13. Oktober 2024 in der Mediathek befinden und dort (teilweise wegen der FSK-Freigabe erst nach 22 Uhr) abgerufen werden können, von der 52-minütigen Dokumentation Der Haneke Code von Marie-Eve de Grave sowie einem kurzen Essay über die Vor- und Abspänne Michael Hanekes.

Die gesamte Kollektion ist hier zu sehen – es lohnt sich. 

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