Leaving the Frame (2019)
Eine Filmkritik von
Selbstfindungstrip auf Autopilot
Wer Reisedokus liebt, dem fällt es zunehmend schwerer, eine von der anderen zu unterscheiden. Traumhafte Landschaft reiht sich an traumhafte Landschaft, dazwischen Protagonisten auf Sinnsuche. Das Subgenre hat längst auf Autopilot geschaltet. Maria Ehrichs und Manuel Verings Selbstfindungstrip erinnert inhaltlich wie formal zudem stark an Reiss aus — Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum., der im März 2019 in die deutschen Kinos kam. Eine Art Dokumentarklon, der dennoch ein paar Dinge anders macht.
Hie wie da packt ein Paar die Koffer und kommentiert ihre Unternehmung aus dem Off. Hie wie da gibt es irgendwann Zoff, weil das lange Aufeinanderhocken zur Belastungsprobe für die Beziehung wird. Und hie wie da erzählen die Protagonisten nicht nur von sich, sondern picken sich unterwegs eine Handvoll interessanter Persönlichkeiten heraus, die sie dem Kinopublikum vorstellen. Statt ihre Reise chronologisch nachzuerzählen, sortieren sie die unterwegs gesammelten Erlebnisse allerdings thematisch und kehren nicht jedes Aufeinandertreffen mit Fremden als positive Erfahrung heraus. Abseits dessen tuckert aber auch dieser Dokumentarfilm auf zigfach befahrenen Straßen.
Maria Ehrich ist Schauspielerin und in der Krise. Die Jobangebote bleiben aus, sie zweifelt an ihrem Talent. Also geht die aus der Edelsteintrilogie (Rubinrot, Saphirblau, Smaragdgrün) bekannte Hauptdarstellerin mit ihrem Freund auf Reisen. Der heißt Manuel Vering, ist Journalist und ständig mit einer Kamera bewaffnet. Seine fotogene Freundin weiß er ebenso wie die Natur spektakulär in Szene zu setzen.
Wie fast alle Dokumentarfilme übers Reisen sieht auch Leaving the Frame fantastisch aus. Die Farben sind kräftig und leuchtend, die Drohnenaufnahmen aus der Luft besonders spektakulär und stünden jeder Großproduktion gut zu Gesicht. Ob Vering sich beruflich damit beschäftigt oder als Hobbyfilmer zu solcher Könnerschaft gelangt ist, bleibt offen. Auf der Homepage zum Film bezeichnet er sich lediglich als „Kamera-Nerd“. Überhaupt erfährt das Publikum nur wenig über ihn. Zwar dreht sich der Film primär um Ehrich, die einen Großteil der Narration übernimmt. Konsequenterweise hätte sie allerdings allein auf Reisen gehen müssen.
Erfrischend ist indes, dass Ehrich und Vering ihre Reiseerfahrungen nicht durchgehend linear erzählen, sondern entlang eines thematischen roten Fadens. Von ihrer Reiseroute, die sie von Kenia über Belize und Mexiko, quer durch die USA und bis nach Neufundland führt, biegen sie immer wieder ab, kehren an einen früheren Punkt zurück. Dann stehen die beiden in einem Nationalpark in den USA, wundern sich über die wenigen Vögel und blicken von dort nach Kenia zurück, wo sie sich mit einem Naturschützer über das Vogelsterben unterhalten.
Interviews mit vorab recherchierten Gesprächspartnern wie dieses überzeugen hingegen nur ansatzweise. Die Idee dahinter, nicht die nächste komplett selbstzentrierte Weltumrundung in die Kinos zu bringen und „mehr als nur Touris“ zu sein, wie Ehrich es formuliert, ist stärker als das Ergebnis. Die Gespräche – unter anderem mit einer Nonne, die sich um Waisen kümmert, und einem Maler und Holocaust-Überlebenden – sind von ganz unterschiedlicher Qualität. Vor allem Letzteres bleibt oberflächlich. Hier merkt man der noch jungen Ehrich schlicht ihre Unerfahrenheit als Journalistin an. Am Ende wirken die Gespräche eben doch wie ein Feigenblatt, das verdecken soll, dass hier wieder nur zwei Touristen unterwegs waren, die ihre Sinnsuche refinanzieren möchten. Das Buch zum Film steht selbstredend schon beim Buchhändler. Talkshow-Auftritte zu Promo-Zwecken sind obligatorisch.
Wer mehr als eine dieser Reisedokus gesehen oder Reiseberichte dieses Formats gelesen hat, kann sich Leaving the Frame getrost sparen. Der Erkenntnisgewinn bleibt überschaubar: Reisen erweitert den Horizont, weil die Reisenden ihr gewohntes Umfeld, ihren Rahmen (wie es der Titel formuliert) verlassen und sich selbst aus einer anderen Perspektive betrachten müssen. Wer von Postkartenansichten der Welt hingegen nicht genug bekommen kann, macht hier nichts falsch.
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Meinungen
Entbehrlicher Instagram-YouTube-Influencer Style Reisefilm.
Die Film-Ankündigung des Schauspielerin und Journalisten Duos hat zumindest bei mir hohe Erwartungen geweckt. Diese wurden leider massiv enttäuscht. Nach dem Ansehen blieb ein richtig schaler Beigeschmack zurück der mich zum Schreiben dieser Rezension motiviert hat.
Es genügt halt nicht Hightech Equipment einzusetzen, Drohnenaufnahmen mit beeindruckender Musik zu untermalen, wenn es keine durchgängige Aussage oder Sinn dahinter gibt. Der Reisefilm plätschert an der Oberfläche dahin, die Protagonisten wollen nicht wie Touristen reisen (sie sind ja soo anders) und zeigen sich dann beim Schwimmen mit Haien - wow ist ja echt aufregend. Selbstdarstellung ist scheinbar wichtiger als die Interviews auf der Reise. Diese hätten weit mehr Professionalität, Aufmerksamkeit und damit Wertschätzung verdient. Die laienhaft geführten Interviews wirken wie Beiwerk um eine Rechtfertigung für die Vermarktung der Reise zu haben.
Wenn ehrliche tiefere Emotionen aufkommen könnten werden diese sofort überspielt (Wenn Tränen der Betroffenheit fließen wird das dann als Schweiß relativiert - uh sind wir doch so super cool und gut drauf). Langweilig. Und man muss auch nicht alles teilen oder zeigen wenn man es nicht möchte.
Was habe ich aus dem Film gelernt? Selbst wenn der Film nur Lebenszeit gekostet hat (Netflix Abo) es ist jedenfalls hilfreich vorher etwaige Rezensionen zu lesen, denn dann hätte ich mir diesen Reisebericht zur Gänze erspart. Er mag für einen privaten Rahmen gut sein als Kinofilm ist das leider zu wenig.
Leider sehr oberflächlich, oft wirkt es gekünstelt und etwas unreif. Selbstdarstellung zweier Touris,die gerne mehr sein wollen.
...und NOCH einer dieser mittlerweile zahllosen,kommerzialisierten,klischeetriefenden, Roadtrips...den ich nach 30 Minuten beendet habe...und den die Welt nicht braucht.
Ein oberflächlicher Schwachsinn. Unsere Welt braucht diesen Film nicht. Pure Selbstdarstellung und amateurhafte Interviews.
Leaving the frame ist mit der beste Film, den ich je gesehen habe. Ok liegt vielleicht auch an Maria, denn sie ist meine Lieblingsschauspielerin.
Ein zeitweise kaum zu ertragende Selbstdarstellung zweier wenig sympathischer Protagonisten, die eher ein langes Bewerbungsvideo als einen Dokumentarfilm gedreht haben. Mehr Natur und Co. und weniger close ups wären gut gewesen. Leider rausgeworfenes Geld.
So wahr.
Ich habe ihr fantastisches Buch gelesen und bin immer noch hin und weg. Umso mehr freue ich mich jetzt auf diesen Film.
...las im TV-Programm "HörZu" (Ausgabe 37 vom 6.9.19) die Sachbuch-Kurzkritik über "Leaving The Frame": "...Witziger selbstironischer Bericht zweier junger Menschen, die über sich hinauswachsen. Erfrischend authentisch!"
...kaufte sofort das E-Book
... dachte, ich selber wäre der Größte-Maria-Fan, bis ich deinen Kommentar gelesen habe
... kann deine Worte nur rezitieren:
"Ich habe ihr fantastisches Buch gelesen und bin immer noch hin und weg. Umso mehr freue ich mich jetzt auf diesen Film."