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Streaming-Tipp des Tages: Ein leichtes Mädchen

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Ein leichtes Mädchen
Ein leichtes Mädchen

Sofia (Zahia Dahar) ist eine junge Frau um die 20, die das Leben ihrer 16-jährigen Cousine Naïma (Mina Farid) auf den Kopf stellt. Während die Teenagerin mit ihrer Familie   in ärmlichen Verhältnissen in Cannes lebt und deren Weg direkt ins Prekariat zu führen scheint, bewegt sich Sofia als Edel-Prostituierte in einer Welt aus Reichtum und Glamour. Ein flirrender Sommer des sexuellen Erwachens steht Naïma bevor, als die beiden Frauen auf die Jacht eines Millionärs eingeladen werden.

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Ein leichtes Mädchen ist ein subversiver Film, der seine feministische Haltung nicht als Message offen lesbar vor sich herträgt. Vielmehr zwingt Regisseurin Rebecca Zlotowski die Zuschauer in ein moralisches Dilemma: Man ertappt sich immer wieder dabei, die freizügige Sofia verurteilen zu wollen. Wie kann sie sich nur verkaufen? Die 16-jährige Cousine ist gleichzeitig Protagonistin und diskursive Differenz: Sie verkörpert die Unschuld und Reinheit, die es zu bewahren gilt. Zumindest sind dies die unmittelbaren Reflexe, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Es ist jedenfalls eine naive Dreistigkeit, diesem leichten Mädchen einen Vorwurf zu machen, wo sie doch einfach nur ein Spiel mitspielt, das die Männer geschaffen haben. Die Welt ist nicht so einfach und in eben diese Widersprüche aus Anspruch und Überlebenstrieb taucht dieser Film hinab. 

Sex, Sommer und Körperlichkeit behalten bei Zlotowski eine Leichtigkeit, die dem Film gleichsam eine sommerliche Wärme und eine untergründige Bedrohlichkeit verleiht: Wie lange wird dieser Tanz auf der Rasierklinge gutgehen? In seiner Uneindeutigkeit ist Ein leichtes Mädchen deutlich sperriger, als andere feministische Filme, wie beispielsweise das sich deutlich klarer positionierende Werk von Céline Sciamma. Zlotowski steht dem widerspenstigen Kino einer Claire Denis wesentlich näher, das ungern eine klare Weltsicht ausstellt, als sich vielmehr darin gefällt, einen Denkprozess beim Publikum zu provozieren. 

Der Film versteckt sich auf Amazon Prime Video.

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