Cameron Diaz: Verkannt und fast verloren
Ein Beitrag von Andreas Köhnemann
Was macht eigentlich Cameron Diaz? Diese Frage konnte man sich in den letzten Jahren durchaus stellen — schließlich war die 1972 geborene Kalifornierin, die einst (mit einem Jahreseinkommen von 50 Millionen US-Dollar) die Liste der am besten verdienenden Schauspielerinnen anführte, seit dem wenig erfolgreichen Remake Annie (2014) nicht mehr auf der Kinoleinwand zu sehen.
In einem Ende März veröffentlichten Interview mit Entertainment Weekly, in welchem Diaz kürzlich auf ihre Ko-Stars Christina Applegate und Selma Blair aus der Komödie Super süß und super sexy (2002) traf, machte die Schauspielerin eine Aussage, die in der (Klatsch-)Presse reichlich Wirbel auslöste: Sie tue wirklich gar nichts, meinte Diaz darin; sie sei tatsächlich in Rente gegangen. Ihre Kollegin Selma Blair, die in einem anderen Interview zuvor schon eine Äußerung über Diaz‘ Arbeitssituation gemacht hatte, hatte dies wenig später via Twitter noch als Witz abgetan:
📠📺☎️👩🏻🏫 BREAKING NEWS 🚨🚨🚨. Guys please, I was making a joke in an interview. CAMERON DIAZ is NOT retiring from ANYTHING. And for more breaking news: I am NOW retiring from being Cameron Diaz’s spokesperson. 🎙
— Selma Blair (@SelmaBlair) 12. März 2018
Ob es nun stimmt oder nicht — es hat uns in der Kino-Zeit-Redaktion über Diaz‘ Karriere nachdenken lassen. Und das ging nicht nur uns so: In ihrer Indiewire-Kolumne Girl Talk legt Kate Erbland dar, dass Diaz immer wieder in wunderbar miteinander harmonierenden Frauen-Ensembles agierte.
Da war zum Beispiel der schon erwähnte, fast vergessene RomCom-/Gross-out-Mix Super süß und super sexy. Nein, wir wollen hier nicht behaupten, dass der Film des Eiskalte-Engel-Regisseurs Roger Kumble ein kinematografisches Meisterstück ist. Aber als Vorläufer von frauenzentrierten Komödien wie Brautalarm (2011) oder Girls Trip (2017) ist er nicht gänzlich uninteressant: Diaz, Applegate und Blair werfen sich darin überaus furchtlos in eine Nummernrevue, in der erstaunlich viel gesungen wird (unter anderem auch der äußerst kuriose Penis Song) und die vor Slapstick-Einlagen und schmutzigen Witzen völlig aus dem Rahmen dessen fällt, was der Originaltitel The Sweetest Thing womöglich erwarten lässt. „A romantic comedy without the sugar“, hieß es in der Werbung — vor allem jedoch ist es ein Film über eine sehr wilde und zugleich sehr innige Frauenfreundschaft.
Auch in 3 Engel für Charlie (2000) und dessen Sequel 3 Engel für Charlie — Volle Power (2003) war Diaz Teil eines weiblichen Trios — und machte gemeinsam mit Drew Barrymore und Lucy Liu aus der albernen Weichzeichner-70er-Jahre-Serie einen herrlich überdrehten Kino-Nonsens, dessen Herz und Seele ebenfalls stets die enge Beziehung zwischen den drei Frauen bildete.
Neben ihren beachtlichen Ausflügen ins Arthouse-Kino (etwa mit ihrer Rolle in Being John Malkovich) sind es diese Momente voller Humor und Zusammenhalt, die Cameron Diaz zu unserem Darling der Woche machen. Wenn es nach uns ginge, gäbe es noch so viele Geschichten, die sich mit ihr im Zentrum erzählen ließen. Aber unabhängig davon, ob es weitergeht oder nicht — wir sagen an dieser Stelle einfach mal mit breitem Grinsen im Gesicht: Vielen Dank!
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