Rock My Heart - Mein wildes Herz (2017)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der Krankheit davongaloppieren

Mädchen und Pferde bilden in Literatur und Film ein gewinnträchtiges Gespann, wie erst kürzlich wieder der Erfolg der Ostwind-Reihe gezeigt hat. Auch in dem deutschen Drama Rock My Heart findet eine Jugendliche einen vierbeinigen Gefährten, der ihre innere Wildheit spiegelt und auf dem sie ihrem reglementierten Alltag davongaloppiert.

Aber Regisseur Hanno Olderdissen (Familie verpflichtet) und Drehbuchautor Clemente Fernandez-Gil (Eine Insel namens Udo) packen noch ein anderes klassisches Motiv in ihr Jugenddrama, nämlich eine lebensbedrohliche Krankheit, an der die Heldin leidet. Genauer gesagt, hat nicht nur die 17-jährige Jana (Lena Klenke) einen schweren Herzfehler, sondern auch ihr Freund Sami (Emilio Sakraya). Eine risikoreiche Operation könnte die letzte Chance der beiden sein, doch im Gegensatz zu Sami weigert sich Jana, auch nur darüber nachzudenken. Aus diesen und weiteren bewährten Zutaten – ein verschuldeter Reiterhof, der gerettet werden muss, ein Mutter-Tochter-Konflikt – entsteht ein erstaunlich gelungenes Drama, dessen Herz vernehmbar schlägt.

Wenn Jana sich anstrengt und ihre Kräfte strapaziert, droht ihr gleich ein Herzkollaps. In einem solchen Zustand zwischen Leben und Tod liegt sie hilflos im Wald und begegnet einem schwarzen Hengst. War es eine Halluzination oder gibt es dieses mysteriöse Pferd wirklich? Aus dem Krankenhaus entlassen, fahndet Jana in der Umgebung nach ihm und entdeckt so den einsamen Reiterhof von Paul Brenner (Dieter Hallervorden). Dort begegnet sie tatsächlich dem Vollbluthengst Rock My Heart wieder und der alte Paul traut seinen Augen nicht, als er sieht, wie friedlich das sonst unzähmbare Pferd auf das Mädchen reagiert. Paul setzt, um den verschuldeten Reiterhof nicht zu verlieren, all seine Hoffnung auf einen Sieg des schnellen Hengstes bei einem Pferderennen in Köln in zwei Monaten. Könnte nicht Jana mit dem Pferd bei dem Rennen antreten?

Paul weiß natürlich nichts von Janas Herzbeschwerden und das Mädchen tut alles, um sie zu verheimlichen. Was sie antreibt, bis zur Erschöpfung für die Amateur-Rennreiterprüfung zu üben, drückt Jana so aus: „Da ist dieses verrückte Pferd unter mir mit ‚nem riesigen gesunden Herzen, das nur für mich schlägt.“ Sami wird Janas Vertrauter, der nichts verraten darf, obwohl er Angst um sie hat. Und der alte Paul – eine sehr schöne, seriöse Rolle für Dieter Hallervorden – muss Jana gegenüber die richtige Mischung aus Gewährenlassen und Disziplinieren finden. Denn das Mädchen will oft mit dem Kopf durch die Wand. Das bekommt auch Rock My Heart zu spüren, als er einmal bockt. Dies ist also kein echter Pferdeflüsterer-Film, aber dennoch steht natürlich die innige Verbindung, die zwischen Jana und dem Pferd besteht, im Vordergrund. Kameramann Sten Mende findet dafür sehr sinnliche Aufnahmen, mit der dunklen Silhouette von Reiterin und Pferd vor dem Abendhimmel beispielsweise. Oder wenn Rock my Heart mit Jana auf dem Rücken gemächlich zum Wald spaziert, die beiden ganz bei sich und vom Rest der Welt entrückt wirken und das Pferd schließlich stehen bleibt, um in Ruhe zu grasen.

Reiten kann hier auch aus solchen kontemplativen Atempausen bestehen, die in schönem Kontrast zu den vielen Galoppszenen und der spannenden Rennbahn-Atmosphäre stehen. Regisseur Olderdissen durfte, wie er im Presseheft schildert, als Kind einmal auf einem Rennpferd schnellen Galopp reiten. Diese kurze Minute behielt er als eine seiner schönsten Kindheitserinnerungen im Gedächtnis. Es wird auch an solchen persönlichen Erfahrungen liegen, dass ihm bei der Inszenierung intensive Momente gelingen.

Die junge Schauspielerin Lena Klenke erweist sich mit ihrer emotionalen Präsenz als die ideale Besetzung für die aufmüpfige Jana. Ihr Aufbäumen gegen das Schicksal und ihre Sehnsucht nach dem wilden Herzschlag des Lebens spiegeln sich auch in den Liedern des Films, die zuweilen nach Country, Folk und rauer Westernromantik klingen. Bei so einem klischeebeladenen, ja sogar kitschträchtigen Filmthema kommt es eben auf den richtigen Ton an, und der wird hier sehr geschmackssicher getroffen.
 

Rock My Heart - Mein wildes Herz (2017)

Mädchen und Pferde bilden in Literatur und Film ein gewinnträchtiges Gespann, wie erst kürzlich wieder der Erfolg der „Ostwind“-Reihe gezeigt hat. Auch in dem deutschen Drama „Rock My Heart“ findet eine Jugendliche einen vierbeinigen Gefährten, der ihre innere Wildheit spiegelt und auf dem sie ihrem reglementierten Alltag davongaloppiert.

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Meinungen

Brigitte bork · 01.01.2022

Ich hatte das Ende anders in Erinnerung.
Da ist das Pferd neben oder hinter dem Auto hergaloppiert.
Das ist ein schöner Film nur mit dem falschen Ende

Maja · 03.10.2017

Ein sehr schöner Jugendfilm mit einer tollen Handlung u mit sehr viel Gefühl. Absolut sehenswert !