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In seiner zweiten Regiearbeit widmet sich Michael Keaton – auch als Hauptdarsteller – dem Schicksal eine demenzkranken Auftragskillers. Trotz gelungenen Twists kann der Film aufgrund seiner trägen Inszenierung nur bedingt überzeugen.

A Killer's Memory (2023)

Eine Filmkritik von Christian Klosz

Schnell vergessen

Michael Keaton, 73, hat inzwischen wieder einen fixen Platz in Hollywood gefunden: Das umjubelte Comeback „Birdman“ gab seiner Karriere ein zweites Leben, das er inzwischen auch mit der Rückkehr in seine ikonische Batman-Rolle füllte. Dazwischen liegt eine Vielzahl solider Produktionen, sei es nun „The Founder“, „Spotlight“ oder die Serie „Dopesick“. Es läuft gut – und so wagte sich Keaton nach 2008 („The Merry Gentlemen“) auch wieder hinter die Kamera: „A Killer’s Memory“ ist seine zweite Regiearbeit (Drehbuch: Gregory Poirier), Keaton spielt aber auch die Hauptrolle. In den USA floppte der FIlm  unter dem Titel „Knox goes away“ nach seiner TIFF-Premiere an den Kinokassen. Bei uns startet der Film dieser Tage auf Amazon Prime Video.

A Killer’s Memory baut auf einem dramaturgischen Gimmick auf, das nicht zum ersten Mal zum Einsatz kommt, allerdings zum ersten Mal in dieser Form: der Killer mit Gedächtnisverlust. John Knox (Keaton), doppelter Doktor und Hobbyphilosoph, verdient sein Geld durch Auftragsmorde für seinen zwielichtigen Boss Xavier (Al Pacino). Von seiner Frau ist er geschieden, von seinem Sohn Miles (James Marsden) entfremdet. Höhepunkte seines Lebens sind donnerstägliche Treffen mit einer polnischen Prostituierten. Als er zunehmend Gedächtnis-Aussetzer und Erinnerungslücken bei sich bemerkt, konsultiert er einen Neurologen, der eine besonders aggressive Form der Demenz bei Knox feststellt. Er gibt ihm nur noch wenige Wochen.

Bei seinem letzten Auftrag geht dann alles schief. Knox erschießt versehentlich seinen Partner und 2 Zivilist*Innen. Bevor er untertauchen kann, steht auch noch Miles bei ihm vor der Tür, der ihm beichtet, den viel älteren Freund seiner jugendlichen Tochter umgebracht zu haben. Knox schmiedet einen Plan für seinen Exit und will seinem Sohn helfen, will sich um alles kümmern, doch die Uhr tickt – ein Wettlauf gegen den Gedächtnisverfall beginnt.

Das erste Problem von A Killer’s Memory ist das zerfaserte Drehbuch, das in zu viele Richtungen geht, bevor es im letzten Filmdrittel seinen Fokus findet. Das zweite Problem ist die zu lange Laufzeit, denn ein klassischer Genrefilm mit eher dünnem Inhalt benötigt keine 110 Minuten, um seine Geschichte zu erzählen. Ebendies merkt man leider an einigen Längen, die absolut unnötig gewesen wären. Das dritte und größte Problem ist die träge, vollkommen spannungsarme Inszenierung: Geradezu blutleer wirken viele Szenen, eine gewisse Tendenz zur Langeweile kann man bei diesem Thriller ohne jeglichen Thrill nicht wegreden.

Doch A Killer’s Memory hat auch einige Qualitäten, die den Film am Ende retten: Zum einen ist es ein gelungener Twist am Ende, der für ein würdiges Finale sorgt. Zum anderen die Leistung von Michael Keaton, dem Schauspieler, der ebenfalls gerade zum Ende, als es mit dem Gesundheitszustand seiner Figur immer weiter bergab geht, sehr überzeugend agiert. Die Nebenfiguren hingegen bleiben Statisten. Al Pacino schlurft schon wie zuletzt häufig durch die Szenerie, hat aber auch nicht viel zu sagen. James Marsden spielt seine Rolle solide, aber kaum begeisternd.

Schlussendlich ist die zweite Regiearbeit von Michael Keaton eine recht durchwachsene Erfahrung: Ein nicht unspannendes Sujet wird äußerst spannungsarm und zu aufgeblasen aufbereitet, sodass es A Killer’s Memory zu keinem Zeitpunkt gelingt, wirklich zu fesseln, geschweige denn zu unterhalten. Oder Emotionen beim Publikum zu wecken. Immerhin ist Michael Keatons Performance sehenswert. Und das Finale rettet den Film vor dem Totalabsturz. Vergessen wird man ihn trotzdem so schnell wie John Knox seinen zweiten Vornamen.

A Killer's Memory (2023)

Auftragskillern läuft häufig die Zeit davon. Knox (Michael Keaton) läuft allerdings auch sein Gedächtnis davon. Kurz nach dem Erhalt einer Diagnose, die im nur Wochen lässt, bis er sich selbst vergisst, muss er den wohl kompliziertesten Auftrag seiner Karriere erfüllen. Um seinem Sohn (James Marsden) das Leben zu retten, heckt er einen Plan aus, zu dessen Umsetzung nur wenige fähig wären. Gut, dass er als professioneller Auftragskiller genau weiß, was zu tun ist – wäre da nicht sein schwindendes Erinnerungsvermögen. Ein spannender Wettlauf mit der Zeit beginnt.

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