Die Unfassbaren 2

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Magie für die Massen

Der im Magier-Milieu spielende Heist-Thriller Die Unfassbaren – Now You See Me, der 2013 an den Kinokassen überraschend reüssierte, wirkt wie eine Hommage an das, was der amerikanische Filmhistoriker Tom Gunning als ‚Cinema of Attractions‘ bezeichnet. Gemeint ist das frühe Kino bis ca. 1908, das vor allem auf Schauwerte ausgerichtet war. Louis Leterrier entfachte in seinem atemlosen Illusionsspiel um vier Zauberkünstler ein Feuerwerk an staunenswerten Effekten und irrwitzigen Twists, die den alles andere als wasserdichten Plot und die klischeehaften Figuren, zumindest phasenweise, vergessen machten. Ein unterhaltsamer Ritt, der am Ende jedoch irgendwie nach faulem Zauber roch und aus erzählerischer Sicht nicht zwangsläufig eine Fortsetzung gebraucht hätte. Da Kassenerfolge in Hollywood aber stets neue Begehrlichkeiten wecken, flimmert nun ein Sequel über die Leinwand, das in erster Linie mehr vom Gleichen bietet.
Ein Jahr nachdem die ‚Vier Reiter‘ mit ihren Shows für großes Aufsehen gesorgt und das FBI an der Nase herumgeführt haben, warten der Illusionskünstler J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg), der Hypnotiseur Merritt McKinney (Woody Harrelson) und der Kartentrickser Jack Wilder (Dave Franco) im Untergrund auf einen neuen Auftrag des Magier-Geheimbundes ‚Das Auge‘. Ihr Anführer, der Ermittler Dylan Rhodes (Mark Ruffalo), setzt die Zauberer schließlich auf den skrupellosen Technik-Magnaten Owen Case (Ben Lamb) an, der mit einer neuen Software heimlich die Daten seiner Kunden stehlen will. Unterstützt werden die drei Männer nach dem Abgang ihrer früheren Gefährtin Henley Reeves (Isla Fisher) von der gewitzten Lula (Lizzy Caplan), die gleich zu Anfang des Films den verdutzten Atlas von ihren Fähigkeiten überzeugen kann. Gemeinsam entern die ‚Vier Reiter‘ die Präsentation des Case-Produkts, müssen aber schon bald den Rückzug antreten und finden sich plötzlich im tausende Kilometer entfernten Macau wieder, wo sie der stinkreiche Walter Mabry (Daniel Radcliffe) sehnsüchtig erwartet. Der ehemalige Geschäftspartner von Owen Case will um jeden Preis verhindern, dass dessen Errungenschaft zum Einsatz kommt, und zwingt die Magier daher, den ominösen Chip zu klauen.

Jon M. Chu (Jem and the Holograms), dem Louis Leterrier den Regiestab überreichte, vertraut – wie nicht anders zu erwarten war – auf die Zutaten des ersten Teils. Heißt übersetzt: Rasante Szenen, Attraktionen und immer neue Handlungshaken siegen über Logik und facettenreiche Charakterbilder. Einmal mehr zelebriert das Drehbuch das Können seiner Protagonisten und bringt ihre Beziehung zueinander durch launige Sprüche auf den Punkt. Abnutzungserscheinungen lassen sich dennoch nicht kaschieren, da viele Manöver an den Vorgänger erinnern und manche Intrigen letztlich nur halb so clever wirken, wie von den Machern angedacht. Unterhaltungswert kann man dem Gezeigten gewiss nicht absprechen. Und doch gibt es einige Störfeuer, die das Filmerlebnis trüben. Etwa in der Sequenz, in der die ‚Vier Reiter‘ Mabrys Forderung Folge leisten und in einem Hochsicherheitsraum den an eine Spielkarte gehefteten Chip untereinander hin- und herreichen, während sie von den umstehenden Wachleuten skeptisch beäugt werden. Trotz einer amüsanten Inszenierung sticht die gelegentliche Verwendung von Computereffekten deutlich ins Auge, was den Spaß beeinträchtigt und die angeblich so fingerfertigen Magier ein Stück weit entzaubert.

Wie schon im Original ist der thematische Überbau der wendungsreichen, manchmal schlicht hanebüchenen Geschichte – hier die Frage nach dem Missbrauch von Userdaten – ein bloßer Aufhänger für einen wilden Täuschungsritt, der uns dieses Mal nicht ganz zufällig nach China führt. Schließlich hat das ‚Reich der Mitte‘ für Hollywood eine immer größere Bedeutung. Verschenkt wird leider größtenteils das Potenzial des Antagonisten, der mit Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe ungewöhnlich besetzt ist. Die von Mabry behauptete Überlegenheit der Wissenschaft gegenüber der Illusionskunst lädt eigentlich zu einer spannenden Diskussion ein, bleibt allerdings nur eine Fußnote im selten zur Ruhe kommenden Geschehen.

Als Trumpf der Fortsetzung erweist sich einmal mehr das spielfreudige, umsichtig zusammengestellte Ensemble, aus dem Woody Harrelson als Merritts frisch eingeführter exzentrischer Zwillingsbruder hervorsticht. Belebend wirkt auch Neuzugang Lizzy Caplan, die ihre Figur mit einer einnehmenden Schlagfertigkeit versieht. Bei aller Freude über die präsenten Darsteller setzt sich am Ende, wenn der Film noch einmal mit einer – inzwischen vorhersehbaren – Überraschung um die Ecke kommt, jedoch eine eher ernüchternde Erkenntnis fest: Große Innovationen oder eine raffinierte Weiterentwicklung wird man vom bereits angekündigten dritten Teil nicht erwarten können.

Die Unfassbaren 2

Der im Magier-Milieu spielende Heist-Thriller „Die Unfassbaren – Now You See Me“, der 2013 an den Kinokassen überraschend reüssierte, wirkt wie eine Hommage an das, was der amerikanische Filmhistoriker Tom Gunning als ‚Cinema of Attractions‘ bezeichnet. Gemeint ist das frühe Kino bis ca. 1908, das vor allem auf Schauwerte ausgerichtet war.
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