Dirty Cops: War on Everyone

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Neuer Schwung für ein altes Subgenre

Krimi-Komödien lassen immer an die 1990er Jahre denken, an Pulp Fiction und die zahlreichen Versuche, diesen Film hinsichtlich lässiger Dialoge und blutiger Gewalt zu übertrumpfen, und an Buddy-Cop-Movies von 48 Hours über die Lethal-Weapon-Reihe bis hin zu Bad Boys, bei denen die zaghaften Versuche einer Neuauflage allzu oft hinter den Originalen zurückstehen mussten. Doch mit War on Everyone zeigt nun der Ire John Michael McDonagh, wie man der Buddy-Cop-Krimikomödie neuen Schwung verleihen kann.
Mit oftmals brachialer Ironie erzählt McDonagh von den korrupten Cops Terry Monroe (Alexander Skarsgård) und Bob Bolaño (Michael Peña), die in New Mexico die Gesetze ihrem Lebensstil anpassen. Schon die Eröffnungssequenz zeigt, was in den folgenden knapp 100 Minuten zu erwarten ist. Sie verfolgen in ihrem schicken blauen Wagen einen Clown, der zu Fuß vor ihnen wegläuft. Schließlich biegt der Flüchtende falsch ab, landet in einer Sackgasse und ergibt sich. Terry und Bob zögern nur kurz. „I always wondered, if you hit a mime, does it make a sound?“, fragt Terry – und drückt aufs Gas. Es ist nicht das erste Mal, dass sie in Schwierigkeiten geraten könnten. Denn ihre aktuelle Suspendierung ist gerade beendet. Es ist nicht ihre erste, wird aber wohl die letzte sein, wenn sie sich nicht zusammenreißen. Es ist es eine Sache, mit einem Verdächtigen nicht richtig umzugehen, bei einem rassistischen weißen Kollegen ist der Spielraum weitaus kleiner. Schließlich seien sie auf einem Polizeirevier, merkt ihr Vorgesetzter an, und deshalb von rassistischen weißen Idioten umzingelt.

Immer wieder wird es in War on Everyone zu Anspielungen auf den Rassismus der Polizei kommen, da McDonagh inmitten der witzigen Sprüche und coolen Dialoge viele Gelegenheiten nutzt, um schmerzhafte Wahrheiten auszusprechen. Terry und Bob machen sich indes wenige Sorgen über eine mögliche Entlassung aus dem Polizeidienst, sie haben einen anderen Plan: Sie wissen, dass ein großer Raub geplant ist und wollen dort eingreifen. Nicht, um die Gangster festzunehmen, sondern um die Beute abzusahnen. Also setzen sie erst den einen, dann den zweiten Informanten unter Druck und rücken dem aalglatten englischen Gangster James Mangan (Theo James) auf den Leib.

War on Everyone baut auf die üblichen Genre-Zutaten und schafft mit dem wortgewandten, bisweilen philosophischen Familienvater Bob und seinem leicht unkontrollierbaren Partner Terry ein gegensätzliches Paar, das nicht nur stets gut gekleidet ist, sondern vor allem sehr gut harmoniert. Dadurch kann Michael Peña (End of Watch) sein oftmals übersehenes Talent für Komik zeigen, während Alexander Skarsgårds physische Präsenz dank oftmals hängender Schultern und fast gebücktem Gang die Facetten widerspiegelt, die seine Figur insbesondere in den Gesprächen mit Jackie (Tessa Thompson) zeigt. Tessa Thompson hat nach Creed das zweite Mal die Aufgabe, eine hübsche, aber clevere Freundin zu spielen, die vor allem dabei hilft, den Protagonisten glänzen zu lassen. Und es ist das zweite Mal, dass es ihr mühelos gelingt, einer nicht allzu dankbaren Rolle Mehrdimensionalität zu verleihen. Ohnehin spielen die Frauen in diesem Film nur am Rande eine Rolle, aber immerhin sind sie nicht nur attraktiv, sondern zitieren auch Simone de Beauvoir.

Im Vergleich zu McDonaghs vorigen Filmen The Guard und insbesondere Am Sonntag bist du tot ist War on Everyone weniger vielschichtig, auch fehlt dem Film ein ernster Kern. Aber durch die völlige Hingabe an das Cowboy-Motiv, die Retro-Anlehnungen und die Bildgestaltung mit den hellen Farben und starken Kontrasten ist der Film niemals langweilig. Außerdem probiert John Michael McDonagh zu gerne aus, wie weit er gehen kann – und zwar nicht hinsichtlich der Gewalt, sondern der (philosophischen) Dialoge, absurden Situationen (allein die Sequenz in Island in hinreißend widersinnig) und Entwicklungen seiner Protagonisten. Daher nimmt War on Everyone sich selbst zwar nicht ernst, aber den Zuschauer – und ist ein irrwitziger Spaß.

Dirty Cops: War on Everyone

Krimi-Komödien lassen immer an die 1990er Jahre denken, an „Pulp Fiction“ und die zahlreichen Versuche, diesen Film hinsichtlich lässiger Dialoge und blutiger Gewalt zu übertrumpfen, und an Buddy-Cop-Movies von „48 Hours“ über die „Lethal-Weapon“-Reihe bis hin zu „Bad Boys“, bei denen die zaghaften Versuche einer Neuauflage allzu oft hinter den Originalen zurückstehen mussten. Doch mit „War on Everyone“ zeigt nun der Ire John Michael McDonagh, wie man der Buddy-Cop-Krimikomödie neuen Schwung verleihen kann.
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