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In „Creed III – Rocky’s Legacy“ bestreitet Regisseur und Hauptdarsteller Michael B. Jordan die dritte Runde ohne Unterstützung durch Sylvester Stallone.

Creed III: Rocky's Legacy (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Noch einmal in den Ring

Mit „Creed – Rocky’s Legacy“ gelang dem Co-Drehbuchautor und Regisseur Ryan Coogler im Jahr 2015 ein Neuanfang der populären „Rocky“-Reihe, die 1976 mit Sylvester Stallone in der Titelrolle begonnen hatte. Das Werk war nicht einfach nur der siebte Film eines erfolgreichen Franchise und zudem mehr als ein simples Remake, Reboot oder Spin-off: Es bot mit der neuen Hauptfigur Adonis Creed, verkörpert von Michael B. Jordan, eine grundlegend veränderte Richtung und blickte in ein völlig anderes soziokulturelles Umfeld. Stallone alias Rocky Balboa war darin indes noch als Mentor vertreten.

Während dies im 2018 erschienenen Sequel fortgeführt wurde, ist Stallone in Creed III – Rocky’s Legacy erstmals nicht mehr vor der Kamera dabei. Der 1987 geborene Hauptdarsteller Jordan hat für diese Runde zusätzlich auf dem Regiestuhl Platz genommen – wie Stallone dies in „seinen“ Filmen seit Rocky II (1979) mit Ausnahme des fünften Teils ebenfalls getan hatte. Das Skript stammt von Keenan Coogler (dem Bruder von Ryan) und Zach Baylin. Somit ist die zweite Fortsetzung der Creed-Reihe gewissermaßen eine weitere Staffelstabübergabe.

Was die Inszenierung anbelangt, beschreitet der Regiedebütant Jordan tatsächlich noch einmal neue Pfade. Setzte Creed in den zentralen Boxszenen vor allem auf Realismus, arbeiten Jordan und sein Kameramann Kramer Morgenthau (der auch schon Teil 2 fotografierte) verstärkt mit Superzeitlupen, um so jede einzelne Bewegung und damit auch jeden taktischen Schritt für uns als Publikum nachvollziehbar zu machen. Im großen Finale begibt sich die visuelle Gestaltung gar ins Surreale und betont dadurch die Backstorys, die beide Kämpfer unweigerlich in ein Match und in ihr jeweiliges Vorgehen im Ring mit einbringen: Die eigenen Dämonen der Vergangenheit kämpfen immer mit – und sind oft die schwerste Hürde.

Inhaltlich verbindet das Sportdrama eine Episode aus Adonis’ Vergangenheit mit dem jetzigen Leben des Protagonisten, der seine aktive Karriere als Profiboxer beendet hat. Mit seiner Ehefrau Bianca (Tessa Thompson) und seiner kleinen Tochter Amara (Mila Davis-Kent) lebt er in einer Villa in den Hügeln oberhalb von Los Angeles. Er betreibt ein Boxcenter; in der Stadt ist er als Ralph-Lauren-Model auf riesigen Billboards zu sehen. Begann die Geschichte um Adonis einst als Underdog-Erzählung, geht es nun um einen Menschen, der alles erreicht hat und jetzt mit Personen und Ereignissen konfrontiert wird, die er irgendwann auf dem steinigen Weg nach oben ausblenden musste.

Hier kommt Damian Anderson (Jonathan Majors) ins Spiel. Als Teenager waren Adonis (in den Rückblenden verkörpert von Thaddeus J. Mixson) und der etwas ältere Damian (Spence Moore II) unzertrennlich. Damian war auf gutem Wege, Profiboxer zu werden – doch dann brachte ihn eine verhängnisvolle Tat für viele Jahre ins Gefängnis. Als er entlassen wird, sucht Damian Adonis auf, der sich für den damaligen Vorfall mitverantwortlich fühlt und daher ein schlechtes Gewissen hat. Adonis unterstützt seinen Jugendfreund daraufhin beim Vorhaben, wieder in den Ring zu steigen – ahnt jedoch nicht, was diesen antreibt und wie sehr das schon bald sein eigenes Leben beeinflussen wird.

Dramaturgisch erzielt Creed III nicht ausschließlich Treffer. Die Zeichnung des Antagonisten wirkt unausgegoren – und auch Adonis’ Handeln ist nicht in jeder Phase des Plots plausibel. Hinzu kommt, dass einige Nebenstränge, etwa der um Adonis’ Stiefmutter Mary-Anne (Phylicia Rashad), zu klischeehaft geraten sind, um wirklich überzeugen zu können. Was den Film neben den gekonnt in Szene gesetzten Fights hingegen auszeichnet, ist zum einen eine detailreiche und sorgsame Darstellung des Alltags von Adonis und dessen Familie. Wie Adonis und Bianca die Erziehung ihrer gehörlosen Tochter diskutieren, wie Adonis im Ganzkörper-Froschkostüm mit Amara eine Tasse Tee am Pool einnimmt oder wie das Ehepaar die jeweiligen Karriereentscheidungen des Gegenübers zu managen versucht – das ist nicht weniger interessant als die Frage, wer wie und wann den finalen Kampf gewinnt. Zum anderen liefern Jordan, Thompson und nicht zuletzt Majors intensive Leistungen, die uns ihre Figuren auch in erzählerisch eher schwächeren Momenten nahebringen.

Creed III: Rocky's Legacy (2023)

Der dritte Teil des Creed-Franchise um den Nachwuchsboxer Adonis Creed. Seit er die Welt des Boxsports dominiert, entwickeln sich sowohl Adonis Creeds Karriere als auch sein Familienleben glänzend. Doch dann taucht Adonis’ Jugendfreund Damian, ein ehemaliges Box-Wunderkind, nach einer langen Haftstrafe wieder auf. Damian brennt darauf, sein Können im Ring unter Beweis zu stellen. Das Aufeinandertreffen der ehemaligen Freunde ist mehr als nur ein Kampf. Um die Angelegenheit ein für alle Mal zu regeln, muss Adonis seine Zukunft aufs Spiel setzen und sich Damian stellen – einem Fighter, der nichts zu verlieren hat.

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