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Video on Demand: Streaming-Tipp des Tages: An Elephant Sitting Still

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

Dongchun Films
An Elephant Sitting Still von Hu Bo - Filmbild 1

Manchmal passiert es, dass sich Filme zu einem tragischen Vermächtnis werden. Nach der Fertigstellung seines epochalen Debüts An Elephant Sitting Still hat sich der junge chinesische Regisseur Hu Bo das Leben genommen. Depressionen sind eine Gewalt, gegen die der Filmemacher kein Mittel gefunden hat. Sein 220 Minuten langer Film wirkt nun auch eher wie auf die Leinwand projizierte Verzweiflung und ist dabei dennoch von derart sublimer Schönheit, dass es einem den Hals zuschnürt.

Der Titel ist in der Tat nicht als Metapher zu verstehen: In der nordchinesischen Stadt Manzhouli soll es einen Elefanten geben, der einfach nur dasitzt und die Welt ignoriert. Die vom Leben gebeutelten Figuren in Hu Bos Geschichte setzen alles daran, dorthin zu gelangen. Von einem einzigen Tag erzählt An Elephant Sitting Still. In weitschweifigen Bildkompositionen und virtuoser Dynamik durchstreift man das Trümmerfeld einer urbanen Landschaft, die mehr den seelischen Zuständen der Menschen entspricht. Die Hoffnung der Verzweifelten ist, dass sie im Norden eine andere Welt finden mögen, die sich selbst genügt.

Der Film mag lang sein, reißt einen aber durch seine unmittelbare Rohheit förmlich mit. Die Existenz wird hier auf ihre Wunde reduziert, die, wenn die letzten Töne des Films zu hören sind, sich zwar nicht verschlossen hat, aber etwas erträglicher geworden ist. Unbedingt anschauen, da der Film sonst schwer zu bekommen ist. ARTE hat ihn derzeit in der Mediathek.