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Specials: Das Kleine 1x1 des Experimentalfilms

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Anlässlich des 90. Geburtstags von „Un Chien Andalou“ haben wir hier ein kleines 1x1 des Experimentalfilms zusammengestellt: Über blaue Leinwände, queere Feuerwerke und andere filmische Spielereien.

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Un Chien Andalou

Un Chien Andalou

Vor ziemlich genau 90 Jahren wurde der wohl berühmteste surrealistische Kurzfilm aller Zeiten in Paris uraufgeführt und weckte damals bei den ersten Zuschauern die gleichen Urängste wie heute. Besonders die Szene zu Beginn, wenn ein Mann mit einem frisch geschärften Rasiermesser einer vor ihm sitzenden Frau durchs Auge fährt.

Das Drehbuch zu Un Chien Andalou schrieben Luis Buñuel und der Maler Salvador Dalí, die sich nach ihrer gemeinsamen Studienzeit 1928 in Dalís Heimatdorf Figueres wiedertrafen, innerhalb von einer Woche nachdem sie sich ihre Träume erzählt hatten. Buñuel hatte von einer langgezogenen Wolke geträumt, die den Mond durchschnitt, Dalí von einer Hand voller Ameisen. Beide Bilder kamen später im fertigen Film vor.

Die dem „automatischen Schreiben“ entsprungenen Szenen, die allen damaligen Narrativkonventionen und logischen Erklärungen entgegen liefen, riefen beim Publikum Ärger und Befremden hervor. Buñuel gab sogar zu, Steine in den Taschen versteckt zu haben, weil er die Reaktionen so fürchtete. Teile der Presse waren aber auch begeistert und Dalí schrieb später in seiner Autobiografie:

„Der Film erzielte die von mir erwarteten Resultate. Er machte an einem einzigen Abend zehn Jahre pseudointellektuellen Nachkriegsavantgardismus zunichte. Dieses schändliche Zeug, das man abstrakte Kunst nannte, fiel uns auf den Tod verwundet vor die Füße, um nie wieder aufzustehen, nachdem sie gesehen hatten, wie das Auge eines Mädchens von einer Rasierklinge durchschnitten wird. In Europa war kein Platz mehr für die manischen kleinen Rechtecke von Herrn Mondrian.“

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