Darling der Woche

Darling der Woche: Meinungsstarke Filmmenschen aus Österreich

Christian Schulz
Pressekonferenz der Initiative #KlappeAuf auf der Berlinale 2018

Unter dem Eindruck der letzten Wahlen und des Rechtsrucks innerhalb der Regierung ihres Landes haben sich österreichische Filmschaffende zunächst spontan im Vorfeld der Verleihung des österreichischen Filmpreises 2018 zusammengefunden und als Initiative #KlappeAuf eine gemeinsame Erklärung verfasst:

Mittlerweile haben sich 654 Filmschaffende der Erklärung angeschlossen und es laufen Planungen, dauerhaft Zeichen des filmischen Widerstandes gegen Rechtspopulismus, Ausländerfeindlichkeit, aber auch gegen die alltägliche Entsolidarisierung zu setzen — etwa mit dem geplanten Projekt Wochenschau. Zivilgesellschaftliches Engagement, das uns beeindruckt und dem wir uns voll und ganz anschließen. Wer mehr wissen will, findet auf der Homepage von #KlappeAuf weitere Infos.

Somit haben wir in dieser Woche einfach mal über 650 Darlings, die den Mut haben, öffentlich und in aller Deutlichkeit Stellung zu beziehen. Beeindruckend fanden wir nicht zuletzt auch die Eröffnungsrede der Diagonale-Leiter Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, die der Initiative #KlappeAuf ebenfalls angehören:

„Wir möchten zum Auftakt dieses Filmfestivals also eine Lanze dafür brechen, in der Politik zur Politik zurückkehren. Als Auseinandersetzung mit Argumenten, im respektvollen Streitgespräch,durch Meinungspluralismus wider den widerwärtigen Opportunismus. Mit einer Haltung, die jenen aktiv Paroli bietet, die Kommunikation pauschal torpedieren und Eigeninteressen über Meinungsaustausch stellen. Mit einer Haltung, die jenen aktiv Paroli bietet, deren Gesprächsführung ausschließlich ein heuchlerisches, taktierendes und durchschaubares Machtspiel ist.“

Die Diagonale könne — so Höglinger und Schernhuber — nicht nur ein Festival, sondern auch ein Versuch über Kommunikationskultur sein. Und die beiden Intendanten versichern: Der österreichische Film lebe von seiner Verschiedenheit, könne Reibung und Widerspruch auslösen sowie zu Kontroversen führen.

Neben dem Diagonale-Eröffnungsfilm Murer — Anatomie eines Prozesses von Christian Frosch, der sich mit dem Österreich der Nachkriegszeit als Ort des Verdrängens und des nach wie vor manifesten Antisemitismus befasst, demonstriert dies auch ein älteres Werk, welches auf dem diesjährigen CPH:DOX — dem Copenhagen International Documentary Festival — in der Retrospektive gezeigt wird: der Dokumentarfilm Ausländer raus! Schlingensiefs Container (2002) von Paul Poet zum Kunstprojekt von Christoph Schlingensief.

(Trailer zu Ausländer raus! Schlingensiefs Container)

Schlingensiefs Projekt ist einerseits eine satirische Antwort auf Formate wie Big Brother — und zeigt andererseits die starke Verbreitung von Fremdenfeindlichkeit auf. Dass sich dieses Projekt sowie Poets Film darüber als derart weissagend erwiesen, ist erschreckend.

Erwähnen wollen wir an dieser Stelle auch Poets Engagement zum Frauenvolksbegeheren. Auf Facebook schreibt er:

„Der ‚freie‘ Westen heute? Ein giftgetränkter Schrebergarten im Stacheldrahtverhau. Eine Sandkiste für hyperaktive Wimps und Hater. […] Die unausweichliche Folge: Das System frisst sich selbst. Mann gegen Frau. Schwarz gegen Weiß. Ego gegen Alles. Bedingungslose Gleichberechtigung der Geschlechter ist das Mimimum Ticket für die Verwirklichung einer freien Gesellschaft. Wenn wir uns dieser nicht wieder annähern, wird absehbar auch gar nichts von uns bleiben. Deswegen: JA zum FRAUENVOLKSBEGEHREN!“

Dass man nicht nur als Mensch aus der Filmpraxis, sondern auch aus dem Bereich Filmkritik eine starke Stimme gegen Rechts sowie für die Gleichberechtigung und somit für das Frauenvolksbegehren sein kann, beweist indes die Filmkritikerin Julia Pühringer (Wer ihr folgen mag — und das wollt ihr: @JuliaPuehringer). Diese setzt sich in den sozialen Medien auch immer wieder mit Trollen auseinander, die im Netz Hass verbreiten wollen.

Da bleibt uns nur zu sagen: Chapeau!