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Streaming-Tipp des Tages: The Nightingale

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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The Nightingale von Jennifer Kent
The Nightingale von Jennifer Kent

Wohin ist eigentlich Jennifer Kent verschwunden? Nach ihrem gefeierten, metaphorisch aufgeladenen Horrorfilm über Trauer Der Babadook (2014) stand sie so hoch im Kurs, dass sie für die Regie von Wonder Woman im Gespräch war, bevor Patty Jenkins von Warner den Zuschlag bekam. Stattdessen erschien 2018 The Nightingale und danach wurde es still um die Australierin. Bei einem Publikumsgespräch beim Sundance Festival verriet sie Anfang des Jahres immerhin, dass sie gerade an einer Serie arbeite.

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Dass The Nightingale es beim Publikum schwerer haben würde als Der Babadook, war vorherzusehen: Es ist ein Film, der misogyne und rassistische Gewalt garstig und ohne Gnadenschnitte in Szene setzt. Der Kontext: die Kolonialisierung Australiens Anfang des 19. Jahrhunderts. Tasmanien war damals eine britische Strafkolonie. So treffen dort zwei unterschiedliche Unterdrückte aufeinander: der Aborigine Mangana (Baykali Ganambarr) und die Irin Clare (Aisling Franciosi), die eines Diebstahls verurteilt und deshalb vom Wohlwollen eines viehischen britischen Leutnant abhängig ist. Als wäre der Genozid der Kolonialherren an den Ureinwohnern nicht grausam genug, fügt der Film eine Rape-and-Revenge-Geschichte hinzu.

Selbstzweckhaft ist die Gewalt aber nicht, und das nicht nur, weil sie historisch verortet ist. Während einer langen Wanderung durch unwirtliches tasmanisches Terrain solidarisieren sich die beiden Figuren miteinander: „You know what it’s like to have a white fella take everything you have, don’t you?“ Anders als in den meisten Filmen, die über Rache nachsinnen, gewinnen sie etwas, während sie ihren Peinigern nachstellen. Wenn man gegen ein ganzes System der Gewalt und Unterdrückung auf Rachefeldzug ist, dann ist ein neuer Freund, der einen ähnlichen Schmerz teilt, aber wohl auch alles, worauf man hoffen kann.

„The Nightingale“ ist jetzt bei MUBI zu sehen.

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