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Streaming-Tipp des Tages: The House That Jack Built

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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The House That Jack Built
The House That Jack Built

Dieser Film spaltet die Gemüter wie ein warmes Messer die Butter. Selbst in der Kino-Zeit-Redaktion gibt es zwei Lager, die sich – mehr oder weniger – unversöhnlich gegenüberstehen. Die Reaktionen, die Lars von Triers bösartige Horror-Satire The House That Jack Built bei den Zuschauer*Innen auslöst, reichen in der Tat von angewidertem Entsetzen bis zur absoluten Begeisterung. Ein Ingenieur, der als Mörder in die Geschichte eingehen möchte, weil er seine Taten als Kunstwerke begreift, schildert auf dem Weg in die Hölle seine Geschichte. Die Inszenierung ist gespickt von literarischen, kunstgeschichtlichen und philosophischen Verweisen. Nicht jeder Gedanke geht auf, was aber auch dem Charakter der Hauptfigur entspricht: Dieser Film ist Jack.

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Vor allem aber geht der dänische Regie-Monolith den mit Nymphomaniac 1 beschrittenen Weg einer episch-literarischen Abschweifung konsequent weiter: The House That Jack Built ist über alle Maße explizit, brutal und lächerlich zynisch, verliert sich in Nebenplätzen, exerziert alle Details durch. In dieser Zurschaustellung eigentlich unzeigbarer Dinge (der Mord an einem Kind) reflektiert Trier über den Unterschied zwischen Schreiben, Filmemachen und Denken: Wieso sollte er nicht zeigen dürfen?

All das macht den Film zu einem spielfilmhaften Essay oder einem essayistischen Schauerstück über den Zusammenhang zwischen Gewalt und Kunst, Vergänglichkeit und Schöpfung und der Bigotterie in der Zufälligkeit von Wertschätzung. Dabei darf auch der schwarze Humor des Dänen nicht fehlen. Matt Dillon gibt den Wahnsinnigen mit vollster Überzeugung. Bis in die Nebenrolle ist diese grandiose Zumutung von einem Film grandios besetzt: Uma Thurman, Riley Keough und der von uns gegangene Bruno Ganz. Ein Spaziergang ist The House That Jack Built nicht. Ein Ärgernis vielleicht. Dann aber absolut notwendig.

Auf Mubi abrufbar. Mit aller Gewalt.

   

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