Es ist kein Geheimnis, dass wir bei Kino-Zeit ein ziemlich großes Herz für Lucile Hadžihalilović und ihre Filme haben. Schließlich haben wir uns hier ausgiebig mit ihrem Werk auseinandergesetzt. Weiterhin gilt jedoch: Ihre Filme sind nun wirklich nicht einfach vor die Augen zu bekommen. Gut, dass es MUBI gibt. Dort gibt es nun nämlich den abgründig-märchenhaften Innocence mit Marion Cotillard im Stream. 

Die Szenerie könnte nicht schräger sein: Ein tief im Wald gelegenes, gar verwunschenes Mädcheninternat wird zum Schauplatz eines schaurigen Geschehens — obwohl man wie so oft bei Lucile Hadžihalilović nicht so ganz den Finger auf den Schrecken legen kann. Was ist der Grund für die Mädchen, dort an dieser Schule zu sein? Werden tote Kinder zum Leben erweckt? Gibt es hier überhaupt ein Geheimnis zu entdecken?

Peter Bradshaw vom britischen Guardian hat vollkommen recht, wenn er den Film mit Jessica Hausners mysteriösem Hotel vergleicht. Allerdings ist seiner Kritik an dem Film in keiner Weise zuzustimmen: Nur weil die Erzählung sich nicht um Verständlichkeit schert, sich vielmehr der Eigenlogik dieser Welt hingibt, kann Hadžihalilović überhaupt diese entrückte Atmosphäre zwischen Unschuld und Schuld erzeugen. Der Blick wird verführt, der zunehmenden Sexualisierung der Mädchen zu folgen und sich dabei selbst zu ertappen. In den letzten Bildern wird dann ziemlich klar, was dort an der Schule vonstattengeht. Ein Triumph von einem Film. 

Innocence gibt es jetzt auf MUBI.