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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Foxcatcher

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Foxcatcher
Foxcatcher (2014)

Allein die schauspielerische Leistung von Steve Carrell ist ein Ereignis. Allein dafür lohnt es sich, Bennett Millers eindringliche Studie von Wahn und Selbstzerstörung, Manipulation und Verdrängung anzusehen. 2015 war der Thriller einer der Oscar-Kandidat, unterlag dann allerdings gegen den völlig überschätzten, aufgrund seiner auffallenden Inszenierung so verführerischen Birdman. Der bessere Film war allerdings Foxcatcher – in all seiner Konzentration, seiner bedächtigen Ruhe und vor allem in seiner Tiefe. Mein Kollege Joachim Kurz wird das anders sehen, schließlich zeigte er sich seinerzeit in Cannes weniger begeistert. Das wird mit Sicherheit an anderer Stelle ausdiskutiert. Mich jedenfalls hat der Film und seine Atmosphäre niemals verlassen. 

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Der Film erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte des amerikanischen Olympiasiegers im Ringen des Jahres 1984. Mark Schultz (Channing Tatum) aber hat sein Momentum verloren. Er ist eine muskelbepackte Leere, die sich nach einem Leben sehnt, von dem er selbst nicht weiß, was dies eigentlich sein soll. Da kommt der exzentrische Millionenerbe John E. Du Pont (Steve Carell) ins Spiel. Dieser will den Sportler finanziell zu unterstützen, damit er sich auf die Olympischen Spiele 1988 vorbereiten kann. Damit das auch funktioniert, holt Du Pont den Bruder von Schultz hinzu. Dave (Mark Ruffallo) sieht den negativen Einfluss des reichen Mannes gar nicht gerne. Als Mark der gefährlichen Mischung aus Alkohol und Kokain verfällt, stauen sich Spannungen auf, die sich in tödlicher Wucht entladen werden. 

Foxcatcher konstelliert seine Figuren zu einem existenziellen Ringkampf. Du Pont will sich verwandeln, sucht im Ringen aber auch die körperliche Nähe zu den anderen Männern. Er, das Muttersöhnchen, trägt ein Begehren in sich. Womöglich ist er homosexuell und muss dieses nicht ausgelebte Verlangen mit Drogen betäuben, während er in einem Gefängnis aus unfassbarem Reichtum gefangen ist. Die kühle Strenge des Films entspricht der Körperbeherrschung beim Ringen und gleichzeitig dem eiskalten Griff des Geldes, das einen in der Illusion leben lässt, selbst die Menschen besitzen zu können. Aber die unbedingte Nähe will sich so nicht einstellen. Stattdessen tut sich ein Loch auf, das alle in den Fuchsbau stürzen lässt. Es wird kein Entrinnen geben.     

Foxcatcher gibt es bei allen Streaminganbieter zum Leihen oder bei Amazon Prime im CNMA Arthouse-Channel.

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