1983 hatte Argentinien die Militärdiktatur offiziell hinter sich gelassen. Ganze Generationen kehrten wieder in das Land zurück, um es in die Demokratie zu führen. Doch die alten, reaktionären Kräfte waren nicht von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden. Im Unter- und Hintergrund erpressten und entführten sie weiter. Letzteres ist der Beginn eines langen, schwermütigen Abwärtstaumels, wie ihn Daniela Goggi in ihrem Film Die Entführung mit einfühlsamer Ruhe inszeniert. Ein Fall, ein Sturz und gleichzeitig das Porträt eines Landes im Umbruch, durchzogen vom Echo einer Leidenszeit.

Julio (Rodrigo de la Serna) kehrt mit seiner Frau und den beiden Kindern zurück in seine Heimat. Dort plant er, mit seinem Bruder Miguel (Germán Palacios) das Familienunternehmen wieder anzukurbeln. Dann allerdings wird dieser am helllichten Tag entführt. Trotz Lösegeldübergabe kein Lebenszeichen. Stattdessen nutzen korrupte Gestalten in der Regierung die Not der Familie aus. Julio beginnt zunehmend zu verfallen, während der Film in den Brauntönen seiner Bilder förmlich ertrinkt.

Berührend erzählt Die Entführung über Bande von einem politischen Zustand, einem nervösen Wachstumsschmerz. Zu sehen ist der Film auf Paramount+.