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Filmgeschichte(n)

Das Desaster von Waco

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Still aus "Waco: The Rules of Engagement"
Still aus "Waco: The Rules of Engagement"

Schon lange vor dem neuen Aufflammen des True-Crime-Genres haben Filme, TV-Produktionen, Podcasts und Radioshows immer wieder dazu beigetragen, dass alte, längst zu den Akten gelegte Fälle neu eröffnet wurden, abgeschlossen werden konnten oder völlig unerwartete Wendungen erfuhren.

Ein solcher Fall war etwa 1997 der Dokumentarfilm Waco: The Rules of Engagement von William Gazecki. Der Film über die sogenannte Waco-Belagerung feierte seine Premiere auf dem Sundance Film Festival, gewann später einen Emmy Award sowie eine Oscarnominierung als bester Dokumentarfilm und löste schließlich neue Ermittlungen im dem Fall aus.

Aber von vorn. Die Waco-Belagerung war eine grandios fehlgeschlagene Operation des FBI und des Bureau of Alcohol, Tobacco, and Firearms (ATF). Auf der Ranch einer kleinen Sektengemeinschaft namens Branch Davidians vermutete man ein illegales Waffenlager. Anführer David Koresh stand außerdem unter dem Verdacht Kinder der Gruppe sexuell zu missbrauchen und sich mit minderjährigen Mädchen zu verheiraten. Eine Razzia im Mount Carmel Center nahe der texanischen Stadt Waco eskalierte im Februar 1993 zu einer Schießerei, auf die eine 51-tägige Belagerung des Anwesens folgte. Zum Finale ging alles in Flammen auf. 76 tote Branch Davidians waren zu beklagen.

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Danach verschwand Waco recht bald wieder aus den Schlagzeilen, nur eine Handvoll Filmemacher wurden nicht müde über zwei Jahre lang an einem Dokumentarfilm über das Desaster zu arbeiten, fuhren für Interviews durch das ganze Land und konnten schließlich den CNN-Reporter Dan Gifford und seine Frau Amy Sommer als Produzenten gewinnen.

Waco: The Rules of Engagement vereint Mitschnitte der damaligen Verhandlungen mit dem FBI, Homevideos der Branch Davidians, Material von Kongressanhörungen und zahlreiche Interviews mit Beteiligten und Wissenschaftlern. Beweismaterial, das häufig direkt die Aussagen der Befragten widerlegt. Am Ende ergab sich ein ziemlich düsteres Bild der US-Exekutive: FBI-Beamte, so sah es aus, hätten auf die Davidians in den Gebäuden geschossen. Als unklar galt plötzlich auch, wer das Feuer gelegt hatte, in dem am Ende der Großteil der Sektenanhänger umkam.

Bis ins Jahr 2001 wurden vom Staat beauftragte Studien durchgeführt, die Wärmebildaufnahmen des FBI auswerteten und das FBI von allen Vorwürfen freisprachen. Diverse Infrarotexperten halten nach wie vor dagegen.

Die Brisanz, die Waco: The Rules of Engagement damals für das Publikum hatte, lässt sich heute noch gut in einer Episode von Siskel & Ebert nachvollziehen, in der sich die beiden Kritiker regelrecht ereifern: Die Branch Davidians seien von den Medien dämonisiert worden und es habe im Nachklang des Desasters nicht genügend ausgewogene Berichterstattung gegeben.

„That’s why it’s an important documentary,“ erklärt Siskel, „in addition to just the case that it deals with.“

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