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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Ghost World

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Ghost World (2001) von Terry Zwigoff
Ghost World (2001) von Terry Zwigoff

Die Popkultur funktioniert bekanntlich in Teilen zyklisch: Mode und Pop-Musik der Zweitausenderjahre sind aktuell wieder sehr präsent. Könnte in diesem Zuge auch die Teeniekomödie ein Revival erleben? Zuletzt untersuchte Emma Seligman, was davon rettenswert sein könnte und setzte sich in Bottoms auf teils makabre und satirische Weise mit Highschool- und Coming-of-Age-Tropen auseinander.

Was freilich nicht neu ist: Ghost World zeigte auch 2001 schon, dass ein dekonstruktivistischer Ansatz und Teenagerfiguren mit düsteren Abgründen besonders interessante Genrevertreter hervorbringen können – wenn das nicht schon seit Heathers (1988) klar war, der aktuell leider von Deutschland aus nicht zum Streamen verfügbar ist.

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Scarlett Johansson (noch vor ihrem großen Durchbruch mit Lost in Translation) ist in Ghost World neben Thora Birch zu sehen und spielt die anpassungsfähigere von zwei Freundinnen. Nach dem High-School-Abschluss findet Johanssons Figur Rebecca bald einen Job und eine Wohnung, während Birchs Figur Enid am liebsten weiterhin wie gewohnt den ganzen Tag rumhängen und skurrile Abenteuer suchen würde. Während die Freundinnen sich auseinanderleben, fühlt sich Enid stattdessen zum kauzigen (und deutlich älteren) Seymour (Steve Buscemi) hingezogen.

Ghost World fängt nicht nur völlig kitschfrei adoleszente Sinnkrisen ein, und wie man sich mit Freund*innen auseinanderleben kann, wenn man nicht mehr die Pausenzeiten gemeinsam hat. Er bezieht die Abgründe der Figuren auch auf Konsum- und Popkultur: Seymour sammelt obsessiv alte Schallplatten und andere Paraphernilia, was ihn nicht weniger kauzig macht. Enid experimentiert mit Punk-Mode, nur um dafür von den Jungs im örtlichen Szeneladen verlacht zu werden, und provoziert in ihrem Kunstkurs, indem sie ein rassistisches Werbeplakat eines Fast-Food-Restaurants mitbringt.

Woran die Außenseiter*innen Identität aufzuknüpfen versuchen, ist in seiner Bedeutung fluid und flüchtig. Die Teeniefilmmotive, die Ghost World zitiert, werden so zur Satire auf sich selbst.

„Ghost World“ ist aktuell bei MUBI zu sehen.

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