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Darling der Woche

Zwischen den Fronten - Alanis Obomsawin

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Still aus "Kanehsatake: 270 Years of Resistance"
Still aus "Kanehsatake: 270 Years of Resistance"

“I’d simply like to say, it’s about time,” stellte kürzlich Wes Studi fest, als er seinen Ehrenoscar entgegennahm — als erster Native American ever, der mit der goldenen Statuette ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2019.

Ein kleiner Blick über den eigenen Tellerrand reicht schon aus, um festzustellen, wieviele Würdigungen tatsächlich noch ausstehen — oder alternativ ein Blick auf die Website des National Film Board of Canada. Dort stehen zahlreiche Werke von Filmemachern der First Nations frei verfügbar online. Seit Kurzem auch fast die komplette Filmografie von Alanis Obomsawin.

Obomsawin, 1932 geborene Abenaki, war in den 1960er Jahren als Singer/Songwriter unterwegs, als das National Film Board of Canada auf sie aufmerksam wurde, weil sie mit Konzerten erfolgreich Spenden für den Bau eines Pools sammelte. Die Kinder des Reservats Odanak durften damals nicht mehr im Saint Francis Fluss schwimmen — aber auch nicht im Pool der Nachbarschaft, der ausschließlich von weißen Kindern genutzt werden sollte.

Alanis Obomsawin

Aus dem ersten Kontakt zum NFB wurde eine Filmografie, die mittlerweile über 50 Werke umfasst, zum Großteil Dokumentarfilme über die Geschichte, Kultur und anhaltenden Kämpfe der First Nations unter einem wichtigen Motto: „Das grundlegende Ziel meiner Filme ist, dass unser Volk eine Stimme bekommt. Worüber wir auch sprechen, ob es darum geht, dass unsere Existenz anerkannt wird, ob es darum geht über unsere Werte, unser Überleben, unseren Glauben zu sprechen, dass wir zu etwas Schönem gehören, dass es ok ist ein Indian zu sein, eine indigene Person in diesem Land.“

Es bietet sich an, mit Alanis Obomsawins Opus Magnum in ihre Werkschau einzusteigen: Kanehsatake: 270 Years of Resistance ist ein zweistündiger Dokumentarfilm aus dem Jahr 1993, der sich mit einem historischen Aufstand von 1990 befasst: Damals sollte ein Golfplatz auf dem Land der Kanien’kéhaka (Mohawk) in Québec gebaut werden. 78 Tage verbrachte die Filmemacherin — teils mit einem kleinen Team, teils allein — an der bewaffneten Front zwischen Demonstranten, Polizei und kanadischer Armee. Auf dem Toronto International Film Festival wurde Kanehsatake: 270 Years of Resistance als erster Dokumentarfilm überhaupt mit dem Hauptpreis für den Besten Kanadischen Langfilm ausgezeichnet.

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Kanehsatake: 270 Years of Resistance, Alanis Obomsawin, provided by the National Film Board of Canada

Ebenfalls ein Meilenstein ist Incident at Restigouche (1984) über eine Razzia im Restigouche-Reservat im Juni 1981: Damals hatte die Regierung von Québec versucht den Lachsfang einzuschränken — eine traditionelle Nahrungs- und Einkommensquelle der Mi’kmaq. Incident at Restigouche verschaffte Alanis Obomsawin erstmals internationale Aufmerksamkeit.

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Incident at Restigouche , Alanis Obomsawin, provided by the National Film Board of Canada

Gene Boy Came Home ist ein Kurzdokumentarfilm über Eugene „Gene Boy“ Benedict aus dem Odanak-Reservat, der als junger Mann an die Front in Vietnam geschickt wurde. In Waban-Aki: People From Where The Sun Rises beschäftigt sich Obomsawin mit ihrer persönlichen Geschichte und Our People Will Be Healed von 2017 gibt Einblicke in ein Schulzentrum, in dem Kinder der Cree neben dem regulären Stundenplan Unterricht über die eigene Kultur und Geschichte erhalten.

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