20.06.2018: Carlo Chatrian, der bisherige Leiter des Filmfestivals von Locarno, könnte neuer Direktor der Berlinale werden. Das berichteten B.Z. und Bild gestern unter Berufung auf Informationen aus der KBB, der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin. Bisher gab es weder eine offizielle Bestätigung, noch Dementi.

Weil im Mai 2019 der Vertrag Dieter Kosslicks als Berlinaledirektor ausläuft, wurde bereits seit Monaten nach einer geeigneten Nachfolge gesucht und viel spekuliert. Immer wieder war die Rede von einer Doppelspitze, die sich kuratorische und verwaltungstechnische Aufgaben teilen sollte. Ob es zu einer solchen Konstellation kommen wird und ob Chatrian tatsächlich der neue Leiter der Berlinale ist, wird Kulturstaatsministerin Monika Grütters am kommenden Freitag bekannt geben.

Carlo Chatrian wäre für die Berlinale eine interessante Wahl, galt er doch unter potentiellen Kandidaten eher als Außenseiter, unter Anderem, weil er kein Deutsch spricht, wie er selbst noch im vergangenen Sommer in einem Interview mit der Zeit betonte.

Chatrian, geboren 1971 in Turin, ist dreifacher Familienvater und arbeitet als Autor und Filmkritiker. In Locarno war er zunächst als Kurator für die Retrospektive zuständig, bevor er 2012 zum künstlerischen Leiter des Festivals berufen wurde. Gelegentlich sind seine Programme dem Vorwurf ausgesetzt elitäres Kunstkino zu sein. Er selbst sieht seine Auswahl eher als wegbereitend: so nahm er beispielsweise die meist überlangen Filme des philippinischen Regisseurs Lav Diaz als erstes A-Festival ins Hauptprogramm auf. Im persönlichen Umgang gilt Chatrian als introvertiert, insgesamt also ganz anders als der leutselige Dieter Kosslick. 

Den Gerüchten zufolge soll Carlo Chatrian noch in diesem Jahr nach Berlin kommen, um gemeinsam mit Kosslick die Berlinale 2019 vorzubereiten. Damit zu rechnen wäre wohl frühestens nach dem diesjährigen Festival in Locarno, das vom 1. bis 11. August 2018 stattfindet.