La Deutsche Vita (2013)

Eine Filmkritik von Iskander Kachcharov

"Where do they get those fucking Germans?"

WM-Halbfinale 2006, jubelnde Massen beim Public Viewing irgendwo in Italien, die das 2:0 ihrer Nationalmannschaft gegen Deutschland feiern. Wenn eine Dokumentation so in unseren Landen anfängt, könnte das sensible deutsche Gemüter verletzen – vor allem dann, wenn diese fußballbegeistert sind. Dass das aber nicht geschieht, liegt vor allem am Witz und unbestreitbaren Charme, mit dem die beiden Filmemacher Tania Masi und Alessandro Cassigoli ihren Film weiter entwickeln.

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La Deutsche Vita ist eine Bestandsaufnahme der italienischen Lebenskultur in Deutschland und ein ironischer Selbstversuch der Regisseure, das anscheinend allgegenwärtige Heimweh nach dem Land jenseits des Brenners zu überwinden und Trost in der Gemeinschaft von Landsleuten und ihren Geschichten zu finden. Dabei wird schnell klar, dass es „die“ Italiener in Deutschland eigentlich gar nicht gibt. Die früheren „Gastarbeiter“ stehen den jüngst zugezogenen „Kreativimmigranten“ gegenüber, die seit ein paar Jahren eine wohlige Zukunft vor allem in der Kreativhochburg Berlin finden wollen. Die Doku begleitet dabei Protagonisten wie Massimiliano, einen ulkigen und „echten“ italienischen Schauspieler, der jedoch keine Rollen kriegt, weil er für deutsche Castingbüros zu „unitalienisch“ aussieht – ohne schwarze Haare, südländischen Teint und Schnurrbart.

So collagiert La Deutsche Vita Geschichten und Schicksale sowie Vorurteile von Italienern und Deutschen der anderen sowie der eigenen Nation gegenüber. Alessandro Cassigoli und Tania Masi, die sich mit ihrer Doku nebenbei auch selbstironisch porträtieren, gelingt das Kunststück, die so oft geöffneten Schubladen und Stereotypen (die in beiden Richtungen bestehen) geschickt zu unterlaufen. In heiter-schnippischem Ton fließen die amüsanten Szenen in- und zueinander, und es macht einfach Laune, beim Aushandeln der liebenswerten Eigenheiten der italienischen Lebenskultur schmunzelnder Zeuge zu sein.

Die Dokumentation ist kurzweilig und reizvoll, gerade weil sie nicht krampfhaft versucht, sich ein „Breaking News“-Thema zurecht zu mogeln. Die filmische Authentizität und die angenehme „Un-Brisanz“ des Sujets ermöglichen einen unverbrauchten und ehrlichen Blick. Gesellschaftliche Fragestellungen und Themenkomplexe wie Migration, Identität und Krise schwingen hier zwischen den Zeilen der kleinen Geschichten, Anekdoten und Situationen mit. Denn wenn Mozzarella in Deutschland produziert und nach Italien geliefert wird, bosnische Kellner „Bella Italia“ rufen und es Restaurants gibt, die aserbaidschanische sowie italienische Küche anbieten, ist das zum einen ein unterhaltsamer Hinweis auf kulturelle Globalisierung, vor allem aber ein deutlicher Fingerzeig auf die soziokulturelle Identitätssuche der italienischstämmigen Bevölkerung in Deutschland.

La Deutsche Vita ist ein zutiefst treffender Titel für diese Dokumentation, die richtig Spaß macht. Denn ungeachtet der Umstände und Widrigkeiten für die hier ansässigen Italiener, erfreuen sie sich auch weiterhin mit unerschütterlichem Optimismus am süßen Leben, das nur eben hin und wieder leicht salzig oder säuerlich schmecken kann.
 

La Deutsche Vita (2013)

WM-Halbfinale 2006, jubelnde Massen beim Public Viewing irgendwo in Italien, die das 2:0 ihrer Nationalmannschaft gegen Deutschland feiern. Wenn eine Dokumentation so in unseren Landen anfängt, könnte das sensible deutsche Gemüter verletzen – vor allem dann, wenn diese fußballbegeistert sind. Dass das aber nicht geschieht, liegt vor allem am Witz und unbestreitbaren Charme, mit dem die beiden Filmemacher Tania Masi und Alessandro Cassigoli ihren Film weiter entwickeln.

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