Mein ziemlich kleiner Freund (2016)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Es kommt nicht auf die Größe an

Es ist eine Zufallsbekanntschaft. Alexandre (Jean Dujardin) hat Dianes (Virginie Efiras) Handy gefunden. Ein Übergabeort wird ausgemacht. Sie ist auf fast alles gefasst, nur nicht, dass er lediglich 1,36 Meter groß ist. Dabei hat der kleine Mann enorm viel Charme und Ausstrahlung. Er lädt die Anwältin auf ein kleines Abenteuer ein. Wenig später ruft sie ihn zurück. Eine zarte Beziehung beginnt, aber Diane hat ein Problem mit Alexandres Größe. Oder besser: Damit, dass sie von allen Leuten angestarrt werden.

Die Botschaft, die Mein ziemlich kleiner Freund verbreitet, ist zwar schön und wichtig, aber nicht gerade umwerfend umgesetzt, da es an der notwendigen Zurückhaltung fehlt. Stattdessen präsentiert sich die Geschichte des kleinen Alexandre sehr plakativ. Das funktioniert vor allem, weil Dujardin ein herausragender Schauspieler ist. Ein typischer Leading Man, der alle Register zieht, aber eben etwas kurz gekommen ist. Dass Alexandres taffes Auftreten nur Fassade ist und sich dahinter ein verletzter Mensch befindet, der Zeit seines Lebens wegen seiner Größe zurückstecken musste, wird vor allem durch Dujardins Spiel spür- und erlebbar. Er versteht es, den Schmerz dieser Figur ganz leicht an die Oberfläche treten zu lassen – und das auch häufig in Momenten, in denen man es gar nicht erwartet.

Einen nicht minder schwierigen Part hat Efiras übernommen. Es gelingt hervorragend, ihre Situation hervorzuheben. Sie, die großgewachsene, attraktive Blondine, wurde immer angesehen. Auf der Straße drehen sich die Männer nach ihr um. Dieselbe Aufmerksamkeit erhält sie nun aber, wenn sie mit Alexandre unterwegs ist. Nur dass ihr die Blicke, die sie vorher bewusst oder unbewusst wahrgenommen hat, nun unangenehm sind. Die Reise dieser Figur ist deutlich interessanter, da sie eine Wahl hat. Entweder nichts darauf geben, was die Umwelt denkt, und dem Herzen folgen, oder dem von klein auf indoktrinierten Bild vom Traumprinzen folgen und dafür die Chance auf das ganz große Glück aufgeben.

Das Prädikat „besonders wertvoll“ mag für die romantische Komödie Mein ziemlich kleiner Freund vielleicht etwas überzogen sein. Man versteht aber schon, warum die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung derart reagiert hat, lebt diese reizende Geschichte doch vor allem auch von der simplen Botschaft: Dass man sein soll, wie man ist, und nichts darauf geben sollte, was andere Menschen denken.

Mein ziemlich kleiner Freund folgt dabei den typischen Pfaden einer RomCom. Die Variation liegt in der Größe des Protagonisten, ansonsten hätte man die Geschichte auch mit jeder anderen Figur ähnlich erzählen können. Dementsprechend steuert auch alles auf das vorhersehbare, für gute Stimmung sorgende Happy End zu. Das mag nicht unbedingt stimmig sein, da man bisweilen das unschmeichelhafte Gefühl hat, die Frau würde sich anders entscheiden, ist aber zumindest schön anzusehen.

Großartig ist die technische Umsetzung. Dujardin als kleiner Mann ist in jeder Sekunde überzeugend. Die Größenverhältnisse stimmen, was Mein ziemlich kleiner Freund auch zum erstaunlichen FX-Film macht – nämlich einen solchen, bei dem die Kunstfertigkeit der Effektemacher gänzlich in den Hintergrund tritt. Irgendwann denkt man gar nicht mehr daran, dass Dujardin eigentlich größer ist.
 

Mein ziemlich kleiner Freund (2016)

Es ist eine Zufallsbekanntschaft. Alexandre (Jean Dujardin) hat Dianes (Virginie Efiras) Handy gefunden. Ein Übergabeort wird ausgemacht. Sie ist auf fast alles gefasst, nur nicht, dass er lediglich 1,36 Meter groß ist. Dabei hat der kleine Mann enorm viel Charme und Ausstrahlung. Er lädt die Anwältin auf ein kleines Abenteuer ein. Wenig später ruft sie ihn zurück. Eine zarte Beziehung beginnt, aber Diane hat ein Problem mit Alexandres Größe. Oder besser: Damit, dass sie von allen Leuten angestarrt werden.

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