31

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Rob Zombies Niedergang geht weiter

Es ist das Jahr 1976. Einen Grund gibt es dafür nicht. Eine willkürliche Entscheidung des Autors und Regisseurs Rob Zombie, der für 31 wohl nur dieses Jahr ausgewählt hat, weil er so schöne Erinnerungen an die Horrorfilme der 1970er Jahre hat. Im Grunde hat er eine Karriere darauf aufgebaut, den Klassikern jener Dekade das Wasser zu reichen. Aber was ihm dabei ein ums andere Mal fehlt, ist das Gefühl für die Entwicklung von Figuren. Auch in 31 hat man keinerlei Interesse an den Protagonisten. Sie sind nur Kanonenfutter.
Eine Gruppe von Freunden ist unterwegs und trifft mitten im Nirgendwo auf eine Straßensperre. Wenig später finden sich die Männer und Frauen als Gefangene eines exklusiven Clubs wieder. Man verkündet ihnen, dass sie die nächsten zwölf Stunden überleben müssen. Dann lässt man sie frei. Aber in jener Zeit werden sie von sadistischen Killern gejagt, die ihnen bluttriefend den Garaus machen wollen.

Nichts Neues also im Rob-Zombie-Land. 31 wirkt wie der Wurmfortsatz von House of a 1000 Corpses und erreicht nie die Qualität von dessen Sequel The Devil’s Rejects, der nach wie vor Zombies bester Film ist. Weil es dort um die Charakterisierung der Psychopathen ging. Das liegt Zombie. Bei normalen Menschen, die bei ihm immer aus den Reihen des White Trashs kommen, bleibt es beim dilettantischen Versuch, ihnen Tiefe zu verleihen. Eine halbe Stunde müht sich Zombie in 31 damit ab, dem Zuschauer seine Hauptfiguren schmackhaft zu machen, aber sie bleiben Karikaturen dessen, was echte Menschen ausmacht.

Als es dann ans Eingemachte geht und die Killer hinter ihnen her sind, lässt einen das kalt. Das Schicksal dieser Figuren hat keinerlei Relevanz. Damit verpufft aber auch jedwede Wirkung, weil der Kampf der „Normalos“ gegen die „Sickos“ letzten Endes nur langatmig gerät.

Dem versucht Zombie mit bizarren Ideen entgegenzusteuern. Ein Nazi-Zwerg, Kettensägen-Clowns und ein singender Teutone sind reichlich grotesk. Man hat das Gefühl, dass Zombie mit Gewalt versucht, seinem Film shock value zu verleihen. Aber er scheitert dabei brutal, da bei 31 einfach nichts in sich stimmig ist – am wenigsten dabei, aus den kranken Killerfiguren etwas zu machen, das auch furchteinflößend wäre.

Es sind die typischen Ingredienzien, mit denen Zombie immer arbeitet, die seine Fans vielleicht sogar erwarten. Biedert er sich also jenen an, die seinen Film mit Hilfe von gleich zwei Crowdfunding-Kampagnen auch finanziert haben? Mitnichten, da der Regisseur bei weitem nicht mehr die Radikalität seiner frühen Arbeiten aufweisen kann. Zwar ergeht er sich in einigen blutigen Sequenzen, aber dem eigenen Anspruch, härter als in seinen vorherigen Filmen zu sein, wird er nicht gerecht. Was hier zu sehen ist, ist innerhalb der Genre-Grenzen nicht außergewöhnlich. Aber gut, vielleicht wird die ungeschnittene Fassung, der so genannte Zombie-Cut, den der Regisseur auf DVD auswerten wird, hier noch einiges relativieren. So bleibt nichts als zumindest konsequenter Nihilismus, der mit bösartiger Verachtung menschlichen Lebens einhergeht. Also alles richtiggemacht, wenn es um Gorehounds geht? Nein, weil Zombie sich trotz minimaler Geschichte in einem erzählerischen Wust verstrickt, der die Geduld strapaziert. Insbesondere auch die jener Zuschauer, die über die Wertigkeit eines Films anhand vergossener Galonen Bluts richten.

Geradezu peinlich gerieren sich die Sequenzen mit Malcom McDowell und Konsorten, die in pompöser Kluft ein Flair von Dekadenz besitzen sollen, aber eher wie Verrückte aussehen, die sich für den Maskenball zurechtgemacht haben. Zudem sorgt jede einzelne Sequenz mit diesen Gestalten dafür, die Geschichte zum Stillstand kommen zu lassen.

Am Ende hat man kurz die Hoffnung, dass Zombie das Jahr 1976 mit einem Hintergedanken gewählt hat. Dass man hier vielleicht die Vorgeschichte seiner verrückten Familie aus House of a 1000 Corpses geboten bekommt und alles zumindest in dieser Hinsicht Sinn ergibt, doch auch dabei enttäuscht Zombie und erinnert ein letztes Mal daran, dass kein Plan hinter diesem kruden Vanity-Projekt steckt, sondern er einfach nur einmal mehr seine persönlichen Fetische zelebriert.

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Es ist das Jahr 1976. Einen Grund gibt es dafür nicht. Eine willkürliche Entscheidung des Autors und Regisseurs Rob Zombie, der für „31“ wohl nur dieses Jahr ausgewählt hat, weil er so schöne Erinnerungen an die Horrorfilme der 1970er Jahre hat. Im Grunde hat er eine Karriere darauf aufgebaut, den Klassikern jener Dekade das Wasser zu reichen.
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