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Streaming-Tipps: Streaming-Tipp des Tages für Kinder: Das singende, klingende Bäumchen

Ein Beitrag von Rochus Wolff

DEFA-Stiftung / Icestorm Distribution GmbH
Das singende klingende Bäumchen

Zugegeben, die Vorlage für Das singende, klingende Bäumchen gehört nicht gerade zum Märchenkanon, der in allen Familien vorgelesen und erzählt wird. Anne Geelhaar und Regisseur Francesco Stefani bedienten sich bei dem recht unbekannten Fragment „Hurleburlebutz“ aus den Grimm‘schen Sammlungen. Das Ergebnis ist sehr eigen, mit gelungenen kleinen Effekten und tollen Studiokulissen; es wirkt aus heutiger Sicht politisch eher harmlos und sorgte doch nach seiner Premiere im Dezember 1957 schnell für Kontroversen. Dies war der erste DEFA-Märchenfilm, in dem Figuren aus dem Adel die Hauptrollen spielten, vorher konzentrierte man sich auf Arbeiter_innen und Figuren aus dem „einfachen“ Volk wie in Das kalte Herz oder Das tapfere Schneiderlein. Das Bäumchen landete so, gelegentlich als „Monarchenromantik“ abgetan, mitten in der Diskussion um das Wechselspiel zwischen Politik und Ästhetik, die den Kinderfilm in der DDR immer betraf.

Die „schöne Prinzessin“, verwöhnt und gelangweilt, verlangt von dem ebenso namenlosen, blasierten und schönen Bewerber um ihre Hand, er möge ihr das titelgebende Bäumchen schenken. Weil sie damit nicht zufrieden ist, wird er – er hat sich auf einen Handel mit einem Magier eingelassen – in einen Bären verwandelt. Eins kommt zum anderen, die Prinzessin muss schließlich mit ihm zusammenleben und verflucht sich auch noch selbst dazu, äußerlich auszusehen, wie sie innerlich ist: Gesicht und Haare grün, die Nase lang und nach oben gebogen.

Das singende, klingende Bäumchen ist dann natürlich die Geschichte beider Läuterung, der Bär wird von seiner Eitelkeit geheilt, die Prinzessin von ihrer Arroganz und Selbstbezogenheit – nur so wird Liebe möglich, und ganz nebenbei lernt vor allem die Prinzessin den Wert eigener Arbeit schätzen. Sehr traditionell ist der Film allerdings dadurch (und das war Ende der 1950er kein großes Thema der Debatten), dass die Läuterung auch damit einhergeht, dass die Protagonist_innen ihre äußerliche Schönheit wiedererlangen. Der Kleinwüchsige hingegen ist der Bösewicht, der am Ende in die Erde einfährt, während Flammen aus dem Boden schlagen. Aber eigentlich ist er von allen die interessanteste und ehrlichste Figur.

FSK 0, empfohlen ab 6 Jahren

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