Darling der Woche

Darling der Woche: What Our Icons Wore

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

HBO
Sarah Jessica Parker, Cynthia Nixon, Kristin Davis und Kim Catrall in Sex and the City

Es gibt keine guilty pleasures. Vielleicht brauchten wir erst Instagram, um das endgültig zu beweisen. Wer die 1980er Jahre vor dem Fernseher mit Der Denver-Clan verbracht hat und in den 1990ern keine Episode von Die Nanny ausgelassen hat, um in den Nuller Jahren gierig auf jede neue Folge Sex and the City zu warten, wusste es wahrscheinlich ohnehin schon. Spätgeborene haben Streamingdienste und verschrammte DVD-Boxen. Und eben Instagram.

Wer den Social-Media-Dienst nur nutzt um sich die abfotografierten Mahlzeiten seiner Freunde anzuschauen, ist wirklich selber schuld. Sogar die Analyse der Kleider britischer Royals wird dort zum geradezu soziologisch angereicherten Freizeitvergnügen. Für alle, die es lieber etwas realistischer mögen, sind in den letzten Jahren eine Handvoll besonders sehenswerter Accounts aus dem Boden gesprossen: Archive der Kostümdesigns unserer liebsten Serien- und Sitcom-Ikonen der letzten Dekaden.

Den Anfang machte wahrscheinlich im April 2016 die Krankenschwester Shanae Brown mit @WhatFranWore, einem Account, der sämtliche gloriose Outfits sammelt, die Fran Drescher in ihrer Rolle des Kindermädchens Fran Fine in der 90er-Sitcom Die Nanny trug. An der Unwahrscheinlichkeit, dass ein Kindermädchen fünf mal am Tag ihr Outfit von Moschino zu Azzedine Alaia zu Marc Jacobs wechselt, ändert dieser Account vielleicht nicht viel. Dafür führt er uns eins vor Augen: Noch viel wichtiger als das Label war bei Frans Kostümen die Attitüde. Nämlich jene einer Frau, die sich völlig ohne Minderwertigkeitskomplexe mitten hinein setzt in die bürgerliche, nobel-diskrete Welt ihrer Arbeitgeber. Und zwar im Lederminirock zur Leopardenfelljacke.

Von Frans Insta-Archiv inspiriert gründete die Modejournalistin Anya Georgijevic etwas später den Account @whatalexiswore. Der Star: Dame Joan Collins in ihrer Rolle der bissigen Alexis Carrington Colby aus Der Denver-Clan. Nicht nur ihr aufgesetzter britischer Akzent hob sie vom Rest des Ensembles ab, sondern vor allem ihre Kleidung: glänzende Stoffe, breitschultrige Powersuits, voluminöse Ärmel, opulenter Schmuck. Dazu Georgijevic: „Alexis wechselt von maskulinen Büro-Outfits zu extrem weiblichen Abendkleidern. Ich glaube, was sie gemein haben, ist ihr Volumen. Sie mochte es viel Platz im Raum einzunehmen, obwohl sie eine kleine Frau war. Sie hatte keine Angst ihr Volumen auszuweiten. Und irgendwie hat sie es geschafft die Kleider zu tragen und sich nicht von ihnen überstrahlen zu lassen. Das ist Talent.“

Einen etwas anderen Ansatz wählen die Designerin Chelsea Fairless und die Autorin und Regisseurin Lauren Garroni mit ihrem Account @everyoutfitonsatc. Bei allem unangefochtenen Ikonenstatus — Sex and the City ist schon etwas gealtert in den letzten Jahren und Fairless/Garroni geben uns genau die richtige Dosis ironischen Kommentar, den wir brauchen um unsere damaligen Heldinnen aus gesunder Distanz zu betrachten. Zudem lassen die beiden keine Gelegenheit aus sich politisch zu engagieren. Als Miranda-Darstellerin Cynthia Nixon 2017 begann als Governor von New York City zu kandidieren, rührten sie die Werbetrommel.

Nicht zuletzt wollen wir keine Gelegenheit auslassen eine oftmals unterrepräsentierte Berufsgruppe im Filmgeschäft zu würdigen: Kostümdesigner_Innen. Im Fall von Die Nanny Brenda Cooper, für Der Denver-Clan zeichnete Nolan Miller für die Kostüme verantwortlich und die Outfits, die die Identitäten der SatC-Frauen manifestierten, kamen von der legendären Patricia Field, der Fairless/Garroni hier eine hübsche kleine Instagram-Hommage widmen: