Darling der Woche

Darling der Woche: Filmplakate aus Südkorea - Die Essenz des Films

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Als Filmland hat Südkorea einen exzellenten Ruf. Und das nicht erst, seitdem durch den Oscar für Parasite Bong Joon-ho in aller Munde ist. Regisseure wie Hong Sang-soo, Kim Ki-duk oder Park Chan-wook haben sich über die Jahrzehnte eine treue globale Fanbase unter Festivalgängern aufgebaut und vermögen, mit ihren Filmen gelegentlich auch in den Mainstream vorzustoßen. Aber nicht nur viele Filme aus Südkorea sind exzellent. Auch in Sachen Filmposterdesign ist Südkorea Avantgarde.

Wird hierzulande über Filmposter berichtet, dann in den meisten Fällen in einem negativen Kontext: Poster, die nach den immer gleichen Formeln aufgebaut sind, die sichtlich auf die Schnelle gemacht sind oder etwa sexistische Stereotype bedienen. In Seoul sitzen derweil drei Designstudios, deren Arbeiten dem koreanischen und zunehmend auch einem internationalen Publikum via Social Media Herzchen in die Augen treiben. Propaganda Alternative Graphics, Bitnaneun und Pygmalion designen Filmplakate, die sich nicht damit zufrieden geben, das Gesicht des Stars und ein werbewirksames Zitat in die Mitte zu pflastern.

Vielleicht der erste westliche Filmemacher, der die Aufmerksamkeit auf die koreanischen Poster seiner Filme lenkte, war Xavier Dolan, der 2014 drei Pygmalion-Designs für Mommy via Twitter teilte und erklärte, dies seien die schönsten Plakate seiner Filme, die er je gesehen habe (Dolan hat seinen offiziellen Twitteraccount inzwischen gelöscht).

Gerade im direkten Vergleich zu ihren westlichen Äquivalenten tritt oftmals die Stärke der koreanischen Filmplakate ins Bewusstsein, denen es gelingt mithilfe etwa aussagekräftiger Still-Fotografien, subtiler Farbpaletten und durchdachter Typographie Stimmungen und die Essenz des jeweiligen Films einzufangen. Siyoung Park, Gründer von Bitnaneun, vergleicht in einem Gespräch mit dem Online-Magazin It’s Nice That den Designprozess eines Filmplakats damit, einen Roman durch eine Gedichtpassage zu ersetzen. Die wichtigste Entscheidung falle dabei in Sachen Farbe.

Die drei Köpfe von Propaganda Alternative Graphics beschreiben im Gespräch mit Korea JoongAng Daily die Ansprüche, die verschiedene Länder an ihre Entwürfe stellen: „Bei japanischen Filmen haben wir festgestellt, dass ihre Kultur etwas sehr Natürliches bevorzugt… Sie wollen nicht, dass wir die Gesichter der Schauspieler retuschieren. Einmal habe ein einen Pickel auf Joe Odagiris Gesicht entfernt und musste noch einmal von vorn anfangen.“ Und weiter:

„Alle Faktoren müssen von allen Parteien genehmigt werden: Den Agenturen der Schauspieler, den Verleihern, den Investoren und so weiter. Dieser Prozess dauert sehr lange.“

Alive Vertrieb und Marketing / Bitnaneun
Filmposter zu Jonah Hills Mid90s von Bitnaneun.

Filmposter zu Jonah Hills Mid90s von Bitnaneun.

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