Darling der Woche

Darling der Woche: Das letzte Film-Festival des Jahres 2021

Ein Beitrag von Christian Neffe

Rickshaw Entertainment / microFilm / Abrakadabra Films
Nocturnal / Uppercase Print / Sami, Joe und Ich

Ein letztes Film-Festival im Jahre 2021 — und, wie sollte es derzeit anders sein, natürlich digital.

Initiator des Ganzen: der deutsch-französische Kultursender Arte, der uns noch bis Jahresende eine interessante Auswahl von zwölf Filmen präsentiert, für die anschließend für den Europäischen Publikumspreis des ArteKino Festivals abgestimmt werden kann — inklusive Gewinnchance. Da aber bei uns allen ja bekanntlich die Zeit begrenzt ist, hier unsere sechs Empfehlungen aus dem so oder so sehenswerten Dutzend.

Unsere 6 Empfehlungen:

 

Nenn mich Marianna (2015) von Karolina Bielawska

Worum geht’s? Die 40-jährige Marianna hat ihre Eltern verklagt, um eine Geschlechtsumwandlung zu erreichen. Nun droht sie das zu verlieren, was ihr am wichtigsten ist: ihre Familie. Sie bekommt auf erschreckende Weise zu spüren, welchen Preis man zahlen muss, um man selbst zu sein.

Warum sehenswert? Karolina Bielawska ist ein feinfühliger Film über Freiheit und deren Wert gelungen, der die Geschlechtsangleichung der Protagonistin mit Respekt, aber auch ihren Problemen zeigt — physisch wie sozial.

 

Petit Samedi (2020) von Paloma Sermon-Daï 

Worum geht’s? Damien Samedi ist 43. Seit er erwachsen ist, kämpft er gegen die Drogenabhängigkeit und findet dabei in seiner Mutter eine ebenso pragmatische wie unerschütterliche Helferin.

Warum sehenswert? Die Dokumentation ein lebensbejahendes Porträt eines Mannes, der sich seinen Dämonen stellt — gemeinsam mit seiner Mutter. Die Gespräche, ihr Zusammensein sind in einer starken, dem Kino würdigen Bildsprache eingefangen.

 

Wood and Water (2021) von Jonas Bak

Worum geht’s? Als sie in Rente geht, lässt eine Mutter ihr einsames Landleben in Deutschland und die Erinnerungen an ein einst perfektes Familienleben hinter sich und reist in das von Protesten erschütterte Hongkong, wo ihr Sohn seit vielen Jahren fern von ihr lebt.

Warum sehenswert? In dem biografisch inspirierten Drama von Jonas Bak (seine Mutter spielt die Hauptrolle) treffen all die Gegensätze unserer Welt aufeinander: Stadt und Land, Alt und Jung, Vergangenheit und Zukunft, Einsamkeit und Gemeinschaft. Und nicht zuletzt: Dokumentation und Fiktion.

 

Uppercase Print (2020) von Radu Jude

Worum geht’s? Der Film erzählt die Geschichte des rumänischen Jugendlichen Mugur Calinescu, der Graffiti gegen den Diktator Nicolae Ceausescu auf Wände schrieb, geschnappt und ausführlichen Verhören unterzogen wurde, bis die Geheimpolizei ihn schließlich mit ihren Methoden zu Grund richtete.

Warum sehenswert? Uppercase Print widmet sich dem Horror bürokratischer Wiederholungsprozesse, paranoiden Abhörwahns und der skurrilen Selbstverklärung autoritärer Selbstdarstellungen. Was zunächst nach der Aufarbeitung längst vergangener Zeiten klingt, erfährt am Ende des Films eine erstaunliche Aktualisierung.

 

Nocturnal (2019) von Nathalie Biancheri

Worum geht’s? Pete lernt die verschlossene Schülerin und Sportlerin Laurie kennen, die vor Kurzem mit ihrer Mutter in die Stadt gezogen ist. Zwischen beiden entwickelt sich eine prekäre Freundschaft. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto stärker wird ihre Bindung und umso klarer erscheint die Wahrheit hinter Petes Beweggründen.

Warum sehenswert? Angesiedelt im britischen Arbeiter-Milieu erzählt Nocturnal einfühlsam und kraftvoll von emotionaler Verschlossenheit und den schwierigen Folgen, die sich daraus für eine Beziehung oder anderen menschlichen Bindung ergeben.

 

Sami, Joe und ich (2020) von Karin Heberlein

Worum geht’s? Nach dem Schulabschluss freuen sich Sami, Joe und Leyla auf einen abenteuerlichen Sommer. Sie wollen raus und das Leben genießen. Doch was sie tatsächlich erleben, entspricht in keiner Weise ihren Erwartungen.

Warum sehenswert? Karin Heberleins hat ihren Coming-of-Age-Film auf Augenhöhe mit ihren Protagonistinnen inszeniert, die sich inmitten dieser einen schwierigen Umbruchphase ihres Lebens befinden und obendrein noch mit Diskriminierung konfrontiert werden. 

 

Die weiteren Filme:

 

Oase (2020) von Ivan Ikić

Worum geht’s? Zwischen drei Teenagern, die in einer Einrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen leben, entspinnt sich ein unerwartetes Liebesdreieck.

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Die letzten, die sie leben sahen (2019) von Sara Summa

Worum geht’s? Süditalien: Die Familie Durati lebt geborgen und abgeschottet in einem Haus und bereitet sich auf die bevorstehende Hochzeit der ältesten Tochter vor. Sie wissen nicht, dass es der letzte Tag ihres Lebens ist.

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Wenn Bäume fallen (2018) von Marysia Nikitiuk

Worum geht’s? In einem gottverlassenen Dorf in der ehemaligen Sowjetunion ist Larysa dazu gezwungen, das traditionelle Leben zu führen, das sie nie wollte. Doch ihre rebellische Cousine, die fünfjährige Vitka, hat ein Geheimnis, das ihrer aller Schicksal wenden kann.

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LOMO: The Language of many Others (2017) von Julia Langhof

Worum geht’s? Die Familie Schalckwyck lebt in einem wohlhabenden Stadtteil Berlins. Nach der Abfuhr von einer Mitschülerin, in die er verliebt war, lässt sich Sohn Karl, der seinen Alltag in einem ziemlich gefragten Blog publik macht, immer mehr von seinen Followern lenken.

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Der innere Krieg (2020) von Masha Kondakova

Worum geht’s? Seit Ausbruch des Konflikts mit den pro-russischen Aufständischen in der Ostukraine 2014 schließen sich Hunderte Ukrainerinnen der Armee an. Nur wenige schaffen es bis an die Frontlinie. Dieser Film zeigt sie.

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Jiyan (2019) von Süheyla Schwenk

Worum geht’s? Hayat und Harun sind nach Berlin gekommen, um ihrem ungeborenen Kind ein besseres Leben zu ermöglichen. In Berlin ziehen sie in die Wohnung von Haruns Onkel Irfan. Dessen Frau Gülsüm findet es inakzeptabel, mit einer kurdischen Frau unter einem Dach zu leben, und drangsaliert Hayat, bis dieser eine Fehlgeburt droht.

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