Im Kino ist Claire Denis’ Stars at Noon förmlich verramscht worden: keine große Ankündigung, keine Nachricht des Verleihs. Plötzlich lief dieses Gedicht von einem Film im Oktober 2023 in ganz wenigen Kinos und verblühte nahezu ungesehen. Nun, nicht minder überraschend, steht der Film bei Amazon Prime als exklusiver Content online. Das ist natürlich erfreulich, weil die Geschichte einer unheilvollen Liebe endlich auch von der breiten Masse gesehen werden kann. Stars at Noon ist und bleibt ein Film von Claire Denis: eigenwillig, rätselhaft und mitunter sperrig. Doch sollte man sich davon nicht abschrecken lassen.

Die US-amerikanische Journalistin Trish (Margaret Qualley) driftet durch Nicaragua und verliert sich zunehmend in den Wirren eines drohenden Bürgerkriegs. Dann trifft sie in einer Hotelbar auf den britischen Geschäftsmann Daniel (Joe Alwyn) und beginnt mit dem undurchsichtigen Mann eine leidenschaftliche Affäre. Doch wer hier wen benutzt, um den Kopf aus den Schlingen zu ziehen, bleibt offen.

Stars at Noon ist ein Liebesabenteuer, in dem ein Politthriller schlummert. Oder ist es andersherum? Denis schert sich wenig um Konventionen und psychologische Dramaturgie. Vielmehr taucht sie förmlich in die schwitzige Atmosphäre aus Rum und Körpern ein und lässt die Möglichkeiten wuchern, bis aus Möglichkeiten schließlich Fallen werden. Suspense sucht man vergebens. Und genau das macht den Film so großartig: Man darf im Moment sein und sich treiben lassen. Vielleicht ist das auch der beste Rat, um sich Filmen dieser einzigartigen Regisseurin anzunähern: sie einfach geschehen lassen!