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Jubiläumsjahr 2004 – Februar: Was nützt die Liebe in Gedanken

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Kino-Zeit feiert 20 Jahre. Jeder Monat des Gründungsjahres bekommt einen Film, der im Blick zurück betrachtet wird. Andreas Köhnemann über „Was nützt die Liebe in Gedanken“.

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Was nützt die Liebe in Gedanken (2004) von Achim von Borries
Was nützt die Liebe in Gedanken (2004) von Achim von Borries

Die erste Hälfte der 2000er Jahre war eine Zeit, in der das junge deutsche Kino ungemein cool wirkte. Die Filme aus jener Ära steckten voller Energie und Frische. Sie machten Spaß, behandelten oft aber auch auf sehr komplexe Art und Weise ernsthafte Themen. Zu den Gründen, weshalb sie so enorm stark daherkamen, zählten die Leute, die damals als Nachwuchsstars gefeiert wurden.

 

Die spitzen Ecken eines Fünfecks

Einige von ihnen sind im historischen Drama Was nützt die Liebe in Gedanken versammelt, das am 12. Februar 2004 bundesweit in den Lichtspielhäusern startete. Daniel Brühl, August Diehl, Anna Maria Mühe, Jana Pallaske und Thure Lindhardt bilden darin ein fatales Liebespentagon, aus dem letztlich niemand glücklich hervorgehen kann.

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Das Drehbuch, das der Regisseur Achim von Borries zusammen mit Hendrik Handloegten nach einer Vorlage von Annette Hess und Alexander Pfeuffer geschrieben hat, basiert auf der sogenannten „Steglitzer Schülertragödie“ aus dem Jahre 1927, bei der es zu einem Suizid nach vorausgegangenem Tötungsdelikt gekommen war.

Der Film fängt die Entwurzelung der jugendlichen Figuren ein und zeigt die amourösen und sexuellen Ausschweifungen in einem Berliner Sommerhaus an einem heißen Wochenende. Dabei begeht er nicht den Fehler, sein Personal und dessen Verhalten moralisch zu verurteilen; allerdings wird der rückhaltlos ausgelebte Rausch auch nicht unreflektiert glorifiziert.

 

Intensiv und in all seiner Düsternis erhellend

Brühl und Diehl legen als Gymnasiasten einen eindrücklichen adoleszenten Furor an den Tag; Mühe verleiht ihrer Figur bei aller Offenherzigkeit zugleich etwas faszinierend Unnahbares. Neben dem nuancierten Spiel des Ensembles trägt auch die atmosphärische Bildgestaltung von Jutta Pohlmann dazu bei, dass Was nützt die Liebe in Gedanken bis heute nichts an Wucht und Intensität eingebüßt hat.

Ich erinnere mich, wie ich den Film seinerzeit gesehen habe – und wie er mir (etwa im Alter der Figuren auf der Leinwand) eine Ahnung davon vermittelt hat, wie großartig Kino abseits der vertrauten Blockbuster-Unterhaltung sein kann. Danke dafür!

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