Christopher Isherwoods schmaler Roman A Single Man/Der Einzelgänger ist eine feinfühlige Abhandlung über die Trauer; darüber, wie sich der Universitätsprofessor George nach dem Unfalltod seines Partners versucht, seine vor Schmerz auseinanderdriftenden Teile wieder zusammenzusetzen: „Das morgendliche Erwachen beginnt, wenn man bin sagt und jetzt. Dann liegt das Wachgewordene eine Weile still, starrt die Zimmerdecke an und in sich hinein, bis es sich wiedererkannt hat und daraus den Schluss zieht: ich bin.“ Dieser George, den wir betrachten wie einen Gegenstand, in dessen Gedankenwelt wir mit dem Erzähler eintauchen, all das entwickelt eine melancholische Wucht – es gibt wenige Bücher, die so konzentriert die Sehnsucht nach einem anderen Menschen einfangen und zeigen, wie sehr die Liebe eine Verwandlung ist.

Tom Fords Verfilmung mit Colin Firth und Juliane Moore in den Hauptrollen steht Isherwoods Erzählung in nichts nach. Ganz im Gegenteil: Hier fügen sich zwei Perspektiven zusammen, die jeweils unterschiedliche Seiten derselben Medaille beleuchten. Opulent und schwelgerisch ist A Single Man. Doch in keinem Moment stürzen diese sinnlichen Bilder in den Kitsch. Vielmehr pulsiert hier der Lebensdurst, der sich selbst infrage stellt: Wie soll man weiterleben, wenn der Andere nicht mehr ist? Ein großer Wurf. Eine herzzerreißende Schönheit.   

Den Film gibt es derzeit bei MUBI zu sehen.